Der Atomphysiker Klaus Traube [1]
wurde 1975/76 Ziel eines Lauschangriffs durch das Bundesamt für
Verfassungsschutz. Grundlage war die Annahme, die Nähe zu Terroristen der Rote
Armee Fraktion gesucht und gefunden zu haben. Diese Annahme erwies sich als
völlig haltlos. Die am 26. Februar 1977 vom Magazin Der Spiegel aufgedeckte
Affäre weitete sich zu einer Regierungskrise aus, in deren Folge der
verantwortliche Innenminister Werner
Maihorcher zurücktrat, während sein Schmidtwisser, der Bundeswanzler
im Amt blieb.
In den späten sechziger oder frühen siebziger Jahren, waren
die ersten Atommeiler [2]
schon in Betrieb, weitere waren in Bau. Man wußte, daß irgendwann
hochstrahlender Atommüll abfallen würde, aber man hatte keine Ahnung, wo man
diesen Müll dann hintun täten würde. Ein kluger Mensch sagte damals, die
Situation erinnere ihn an jemanden, der mitten in der Stadt den Sicherungsstift
einer Handgranate herauszieht und dabei drauf vertraut, daß er bis zur
Explosion der Granate schon irgendwie einen sicheren Platz zum Hinwerfen finden
werde.
Als damals in den sechziger, siebziger Jahren die Umwelt
erfunden wurde, meinte meine Mutter - so hatte sie es bei Experten gelesen -
die Natur werde sich schon selber zu helfen wissen. Genau das fürchte ich, habe
ich ihr geantwortet.
Als Bub habe ich zu manchen Sachen gesagt, dies sei der
reine Wahnsinn, so was könne man doch nicht machen. Man hat es trotzdem
gemacht, und ich habe mich in meiner kindlichen Einfalt damit getröstet, daß
ich mir sagte, ach, das sind Erwachsene, die so was entscheiden, die wissen so
viel mehr als ich, die werden schon wissen, was sie tun.
Als ich etwas später selber erwachsen war und ein gutes
Stück mehr wußte, hatte ich immer noch nicht verstanden, warum sich die
Entscheider so sicher sein konnten, daß ihre Entscheidung richtig sei. In
meiner erwachsenen Einfalt dachte ich mir aber, ach, das sind Experten, die
wissen so viel mehr als ich, die werden schon wissen, was sie tun.
Inzwischen bin ich selber Experte und mußte lernen, daß...
Ach, ich sag's jetzt nicht, liebe Kinder, vielleicht kommt ihr selber drauf.
[1] Traube hat sich ein bisserl was dazu
verdient, indem er gelegentlich als Double von Leonard Bernstein eine Sinfonie
dirigierte, wenn der Maestro selber grad keine Lust zum Stabwedeln hatte.
[2] Atommeiler, was für ein wunderhypsches Wort!
Ich sehe den Atomköhler vor mir, wie er sein Pfeifchen schmaucht und
gelegentlich mit seinem Köhlerstab die Atome umrührt.
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