Als ich noch der Waldbauernbub
war, hatten meine Eltern einen (kleinen) Schlachtereibetrieb, ein Metzgereigeschäft
und ein Wirtshaus. Die hatten ganz wenig Zeit, sich um die Erziehung von uns
drei Kindern zu kümmern. Die Oma war zwar da, aber die hat in der
Wirtshausküche gearbeitet, war also auch wieder nichts.
Nach heutigen Maßstäben waren wir
drei Kinder pädagogisch ziemlich vernachlässigt, ein strenger Pädagoge würde
sagen: verwahrlost. Noch nicht mal gemeinsame Mahlzeiten kannten wir damals.
Wer grad Zeit hatte, hat sich was aus den Wirtshaustöpfen geholt und gegessen.
Seinerzeit hab ich das gar nicht
zu schätzen gewußt, das war halt so, Punkt. Im Rückblick und im Hinblick auf
die inzwischen erworbenen Kenntnisse der Psychologie bin ich meiner Familie und
den Verhältnissen, die sie zu dieser "Vernachlässigung" gezwungen
hat, ausgesprochen dankbar. Wir sind ziemlich wenig von Erziehung belästigt
worden, aber wenn mal was war, dann war die Familie für uns da. Eltern und Oma
haben im Wirtshaus gearbeitet, die Wohnung war im ersten Stock über Wirtshaus
und Metzgerei, Eltern und Oma waren also immer da, sie haben nicht in einer
Scheißfabrik gearbeitet. Wenn ich mir die Knie angehaut hatte, dann bin ich
weinend nachhause gelaufen und meine Mutter oder Oma hat dann ein Pflaster auf
das blutende Knie geklebt. Mein Vater war dazu nicht in der Lage, der war
Metzger und konnte kein Blut sehen. Ich hab anscheinend diese Blutallergie
geerbt, erst mein Sohn scheint sich davon befreit zu haben, er ist
Molekularmediziner geworden (was immer das ist), um den Krebs zu besiegen. Und jetzt ist er sogar richtiger Arzt.
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