Sonntag, 20. März 2016

Schoppenhauer und die Kunst

Alfred Pringsheim (nur hochgebildete Menschen, wie zum Beispiel ich, wissen heute noch von ihm) besuchte 1876 die ersten Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel von Beirut [1]. Abends beim Bier [2] stritt er sich mit einem anderen Kunstkenner so leidenschaftlich über die Kunst, daß er dem anderen Kunstfreund schließlich ein Seidla Bier über den Kopf zog. Niemand hat je behauptet, daß Kunst einfach wäre.
Seither jedenfalls trug Alfred Pringsheim den Beinamen "Schoppenhauer".
Mit der ihm später angetrauten Gertrude Hedwig Anna Dohm, einer Tochter der Berliner Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, zeugte er [3] die Zwillinge Klaus und Katharina, genannt Katia. Als Katia so umra 10 Jahre alt war, wurde sie photographiert und das Photo als Postkarte verkauft. Ein junger Mann, dem es gefiel, sich Thomas Mann zu nennen, verliebte sich in das schöne Kind, und - wahrlich - er seufzte. Als er nach etlichen Jahren aufgehört hatte, zu seufzen, wurde er wieder - ansatzweise - vernünftig und er nahm eine Frau zur Frau, um das ehdem angeseufzte Kind weitgehend zu vergessen. Jetzt erst, da er verheiratet und also gebunden war, erfuhr er, daß besagtes Kind Katia hieß, eine geborene Pringsheim war und jetzt eine verheiratete Katia Mann.
So einen Scheisendreck-Kitsch traut sich keiner auszudenken. Das Leben aber, merket auf, ist eine Schlampn.


[1]   Menschen, die auch nicht dumm sind, machten mich drauf aufmerksam, daß es nicht "Beirut" heißen müßte, sondern "Bayreuth".
[2]   Bier war dort und damals sehr schwer zu bekommen: wahnsinnig viele Besucher <-> unglaublich kleine Stadt
[3]   Wenn diese ständige Fickerei nicht wäre, gäbe es viel weniger Leid auf Erden, wiewohl ein gewisser Freud das Gegenteil behauptet.

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