Ich habe mal eine zeitlang (1980, um genau zu sein) für das Bildungswerk
der DAG (Deutsche Angestellten Gewerkschaft) gearbeitet. (Die DAG, die damals
nicht zum DGB gehörte, gibt es nicht mehr, sie ist in der Gewerkschaft ver.di
aufgegangen.)
Im Arbeitsvertrag stand, ich sei gegenüber
anderen Mitarbeitern zur Verschwiegenheit verpflichtet, was mein Gehalt
betreffe. Beim Lesen dieses Passus war mein erster Gedanke: Wie ist das
eigentlich, wenn ich einem Betriebsfremdem (dem gegenüber ich natürlich keine
Schweigepflicht habe) mein Gehalt offenbare, mein Kollege auch und der
Betriebsfremde (der sowieso keine Schweigepflicht hat) uns dann erzählt,
wieviel der jeweils andere verdient.
Ich erzählte meinem Vorgesetzten davon und er
schluckte. Er hatte dieses scheunentorgroße Loch in der Bestimmung bislang
anscheinend nicht bemerkt.
Wir haben dann tatsächlich festgestellt, daß
meine Kollegin vierhundert DM weniger verdiente als ich. (Zum Vergleich: Ich
bekam 3000,- DM, was auch damals nicht viel war.) Dabei hatte sie die exakt
gleiche Qualifikation, leicht bestimmbar in unserem Falle: Sie war
Dipl.-Pädagogin, ich Dipl.-Psychologe und beide kamen wir direkt von der Uni,
hatten also keinerlei Berufserfahrung. Ich schrieb daraufhin einen Brief und
forderte von der Geschäftsleitung, das Gehalt meiner Kollegin auf mein Niveau anzuheben.
Es gab ziemlichen Wirbel, der Oberste Chef wollte mich gleich feuern, der
Untere Chef bog das ab (sie hatten Schwierigkeiten gehabt, die Stelle überhaupt
zu besetzen), aber der auf ein Jahr befristete Arbeitsvertrag wurde nicht
verlängert.
Ich sollte hinzufügen, daß wir beide damals
nicht um die Höhe des Gehalts gefeilscht haben, wir waren froh, nach dem
Studium überhaupt erst mal eine Stelle (Gott, was heißt Stelle, es war ein auf
ein Jahr befristeter Arbeitsvertrag) zu haben. Ihr wurde von vorneherein
weniger angeboten als mir.
Im übrigen: Im Jahr darauf habe ich auf genau
demselben Gebiet für das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft gearbeitet.
Die Bezahlung dort war auch nicht besser, aber das Betriebsklima von Seiten der
Vorgesetzten war wesentlich angenehmer und entspannter als bei der
Gewerkschaft.
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