Wortklauberei: Man sagt ja nix, man red't ja bloß
Als die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. bekannt geworden war, gab die Bayerische Staatskanzlei eine Pressemitteilung von Ministerpräsident Seehofer heraus. Darin hieß es unter anderem: "Mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kirche hat der Papst aus Bayern die Menschen in aller Welt begeistert."
Als ich den Satz in den Nachrichten - indirekt zitiert - das erste Mal hörte, ließ er mich zusammenzucken. "Unermüdlicher Einsatz"... Dabei geht doch die ganze Rücktrittsgeschichte des Papstes genau darum, daß sein Einsatz ermüdlich war. Alter, Krankheit, zu viel Arbeit für einen Mann dieses Alters und Gesundheitszustandes, all das zusammen hat seine Kraft ermüden lassen.
Anfang der achtziger Jahre war in einer Lüneburger Zeitung dieses Bild samt merkwürdiger Unterschrift zu sehen.
Genaugenommen sind natürlich weder das Bild noch die Unterschrift merkwürdig. Sehr merkwürdig allerdings wird es, wenn man weiß, daß das Bild einen Artikel illustrierte, in dem es darum ging, daß die Lüneburger Saline nunmehr - nach eben über 1000 Jahren - wegen Unrentabilität geschlossen wird.
Unter dem Motto der untrennbaren Verbundenheit berichtet die Zeitung darüber, daß Lüneburgs Verbindung mit der Saline nicht nur doch trennbar ist, sondern demnächst auch tatsächlich getrennt wird.
Weiß Gott, wieviel hundert Jahre lang Lüneburger Festredner bei weiß Gott welchen Gelegenheiten die Worthülse von der untrennbaren Verbindung von Stadt und Saline schon verwendet haben. So oft jedenfalls, daß der Zeitungsredakteur die Unsterblichkeit der Verbindung auch dann noch betont, wenn er von deren Tod berichtet.
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