Mittwoch, 1. Februar 2012

Lebt Loriot noch?

Heute wollte ich in der ARD-Mediathek ein bißchen in die gestrige Diskussion bei Sandra Maischberger über - wieder mal - Wulff reinhören. Um es kurz zu machen: Es wurde nichts draus, ich bin bereits bei der Vorstellung der Diskussions-Teilnehmer hängengeblieben und schreibe jetzt diesen Beitrag, statt mir die Sendung reinzupfeifen.
Die drei Mädels in der Runde - Lilo Fischer, Lea Rosh und die Maischberger herself - waren optisch soweit unauffällig, sieht man mal von den doch sehr tubenroten Haaren von Frau Fischer ab. Aber die drei Herren im Studio...

Da war zum einen Dieter Wedel, der Regisseur. Mit wirrem Haar, unrasiert und verkatert dreinblickend sah er aus, als hätte man ihn eben grade aus der Mülltonne gezogen und ins Studio getragen. Ich bin nun selber keiner, der auf tadelloses Aussehen sonderlichen Wert legt, ich erwarte das auch nicht von anderen. Morgens, oft auch zu anderen Tageszeiten, sehe ich in etwa so aus wie Dieter Wedel. Aber, wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wenn ich eines Tages aus wirren Träumen erwachte, mich in einem Fernsehstudio wiederfände und mich selbst auf dem Monitor sähe, so würde ich als erstes, ganz spontan, in mein Haupthaar langen und es glätten. Daß es zum Rasieren zu spät ist, würde ich seufzend akzeptieren.


Als nächster kam Prof. Arnulf Baring, der Historiker, ins Bild. Er, der sonst in Diskussionen wirkt, als habe er eine Überdosis Speed eingeworfen, saß da, die Augen geschlossen, ab und an mit dem Kopf nickend, wie ein mit sich und der Welt zufriedener Narr. Einen Moment lang hatte ich den Eindruck, er würde noch während der Sendung, wahrscheinlich in den nächsten Minuten, sanft und für immer entschlummern.
Damit hätte es nun des Grotesken genug sein können. Manchmal aber ist das Echte & Wahre Leben unersättlich.


Als nächster nämlich wurde der SPD-Abgeordnete Karl Lauterbach vorgestellt. Stocksteif saß er da, mit aufgerissenen Augen, die einige Sekunden lang nicht einmal blinzelten. Nur der Kopf wackelte leicht; vor - zurück - vor - zurück. Dazu die Fliege, das sichere Zeichen, daß wir im Reich von Satire und Humor sind (1).
Diese Sendung ist nicht echt! Sie kann nie & nimmer echt sein, dachte ich, wider jede Evidenz. Das ist lupenreiner Loriot, so grotesk ist die Wirklichkeit nicht, nicht in dieser dichten Aufeinanderfolge.
Dabei sollte ich es wirklich besser wissen, inzwischen.

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1 Ich schwöre, daß ich die Screenshots nicht heimtückisch ausgewählt habe, ich habe nicht jeweils das Standbild genommen, auf dem die drei Männer am skurrilsten ausgesehen haben, die saßen wirklich sekundenlang so da. Wer es nicht glaubt, kann sich hier die Sendung selber ansehen.


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