Als ich jung war... Ich frage mich manchmal, ob ich jemals jung gewesen bin, schon allein deswegen, weil ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Aber man hat mir mehrmals von kompetenter Seite versichert, das müßte wohl schon so gewesen sein. Einen schlüssigen Beweis dafür gibt es gleichwohl nicht. Man hat mir zwar Bilder vorgelegt und behauptet, der darauf abgebildete Bub sei ich in jungen Jahren, aber das kann natürlich genau so gut nur eine dreiste Behauptung gewesen sein.
Wie auch immer: Als ich jung war, hatte ich ein kleines Kofferradio und ein Spulentonbandgerät. Mehr brauchte ich nicht zur Ohrenpflege, mehr wollte ich nicht. Schallplatten gingen mir am Ars vorbei, mir hat das Gedudel aus dem Radio gereicht, von welcher Musik ich einiges aufgenommen habe im Laufe der Zeit.
Mit 30 Jahren - inzwischen zum Diplom-Psychologen gesalbt - habe ich mir den ersten Plattenspieler meines Leben gekauft und, weil ich eh grad am Geldausgeben war, noch eine Schallplatte dazu. Mit wenig Sachkenntnis habe ich mir eine Langspielplatte mit zwei Violinkonzerten von Mozart ausgesucht, KV 216 und KV 219. Beide Aufnahmen sind von den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan, die Solovioline spielte die damals 15-/16jährige Anne-Sophie Mutter, ausweislich der Plattenhülle ein süßes Mäderl mit Babyspeck. Zuhause habe ich die Platte aufgelegt - und war sofort hin und weg. Leck mich am Arsch, ist das eine Musik! Und das alles in Stereo, zum ersten mal für mich.
Kurz drauf sehe ich in einer Grabbelkiste eine Audiokassette mit genau den beiden Violinkonzerten, gespielt von einem mir damals und bis heute unbekannten ungarischen Orchester. Ich hab's mir angehört und wußte seitdem, daß selbst ich den Unterschied zwischen einem normalen professionellen Orchester und einem Klangkörper der Spitzenklasse erkenne.
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