Montag, 11. Mai 2020

Wie mache ich eine Beziehung kaputt?

In den Geschichten vom Herrn Keuner Bertolt Brechts gibt es eine besonders kurze Geschichte:
"Was tun Sie, - wurde Herr K. gefragt, - wenn Sie einen Menschen lieben?" - "Ich mache einen Entwurf von ihm", sagte Herr K., "und sorge, dass er ihm ähnlich wird." - "Wer? Der Entwurf?" - "Nein", sagte Herr K., "Der Mensch."
Das ist die Goldene Regel aus dem Hauptseminar "Wie mache ich jede B-Ziehung nachhaltig kaputt": Mensch A begegnet Mensch B und verliebt sich in diesen, denn Mensch B hat vielerlei Eigenschaften, die dem Menschen A wohl gefallen. Leben A und B endlich zusammen entdeckt A viele (eigentlich ja ganz viele) Eigenschaften an B, die ihn doch eher stören (eigentlich ja in den Wahnsinn treiben). Die wahrhaft verachtenswerte Angewohnheit etwa, des abends mit wohligem Seufzer im Wohnzimmer die Socken abzustreifen und auf der Couch liegen zu lassen. Mensch A bemst nun solange an Mensch B heran, bis dieser endlich die Socken ordnungsgemäß entsorgt. Bei der nächsten verachtenswerten Eigenschaft geschieht das Gleiche und schließlich hat Mensch A den Menschen B ganz nach seinem Bilde geformt.
Mensch B, in den sich einst Mensch A verliebt hatte, ist nun nicht mehr vorhanden, er wurde in einen A-gemachten Zombie verwandelt.
An diesem Punkte nun gehen die beiden Menschen auseinander oder - schlimmer noch - sie leben glücklich und zufrieden in einer vergifteten, völlig verkackten Beziehung weiter, bis sie endlich der Tod vom Leben erlöst. Wie glücklich müssen Schwarze-Witwen-Männchen sein, sie werden nach oder schon während der Begattung vom Weibchen stante pede verspeist, noch ehe sie die Frage aller Fragen stellen können: "Wie war ich?".


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