Freitag, 13. März 2020

Großhesseloher Brücke

Ich war mal als Psychologe der fachliche Leiter eines Vereins für Straffälligenhilfe. Wir hatten dort etliche Praktikanten (meist Praktikantinnen) der Sozialpädagogik. Eine dieser Praktikantinnen gefiel mir ganz gut, vermochte aber weitergehende Aufmerksamkeit meinerseits nicht zu erregen. Sie aber...
Sie machte sich an mich ran, und zwar so was von dermaßen. Sie litt unter Höhenangst und so machten wir einst (nach etlichen Vorstufen) einen therapeutisch notwendigen Gang über die Großhesseloher Brücke in München.
Auf der Mitte der Brücke war ihr die Belastung zu viel und sie klammerte sich ängstlich an mich. Sollte ich eine von elementarer Angst erfüllte Frau zurückstoßen? Ich brachte es nicht über mich und so geschah, was gelegentlich geschieht.
Einige Wochen später waren wir auf dem Münchner Olympiaturm. Sie stand direkt an der Brüstung und genoß die herrliche Aussicht, während ich zwei, drei Meter weiter hinten mit wackligen Knien den Boden der Plattform studierte. Das raffinierte Weib hatte mich aufs Kreuz gelegt. Von wegen Höhenangst.
Wir lösten das Problem dann kurzerhand dadurch, daß wir heirateten und dies blieben, bis uns nach 23 Jahren der Tod voneinander schied, wie es geschrieben steht.
Zwei außerordentlich prachtvolle Söhne waren der Nebeneffekt dieser heimtückischen Intrige.


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