Wer erinnert sich noch an Umberto Ecos im Mittelalter
spielenden Kriminalroman "Der Name
der Rose"? (Gott, wie lange ist das inzwischen her, seit ich das
gelesen habe?) Es geht darin um das letzte, noch erhaltene Exemplar von Aristoteles'
"Zweitem Buch der Poetik",
das sich mit der Komödie und dem Lachen beschäftigt. Einer der Mönche hält
dieses Buch für so gefährlich, daß er es vor den anderen Mönchen und damit
letztlich vor der Nachwelt versteckt. Gefährlich ist ihm das Buch unter anderem
deshalb, weil darin (angeblich, das Buch ist, wie gesagt, nicht mehr erhalten)
von der subversiven Macht des Lachens und des Witzes gesprochen wird. Das Buch
verbrennt und mit ihm die Bibliothek und das ganze Kloster.
Nichts fürchtet der Mächtige so sehr wie ausgelacht zu
werden, wenn er voll Würde einherschreitet oder herumsteht.
Das Bild ist von 1961, Universität Marburg. Kabarett pur. Der Rektor sieht aus wie der Bruder von Joseph Beuys, ohne es zu sein, die beiden hinteren Figuren erinnern mich an Rosenkranz und Güldenstern, die mal wieder gar nichts kapieren. Ja, so war das früher. Und heute...
Das Bild ist von 1961, Universität Marburg. Kabarett pur. Der Rektor sieht aus wie der Bruder von Joseph Beuys, ohne es zu sein, die beiden hinteren Figuren erinnern mich an Rosenkranz und Güldenstern, die mal wieder gar nichts kapieren. Ja, so war das früher. Und heute...
Stell dir vor, ein Bundespräsident wie der damalige Gauck
sülzte seine üblichen Platitüden ab, und ein Teil des Publikums pfiffe und buhte
ihn aus, würfe gar mit Eiern nach ihm. Was würde passieren? Großes
Staatstheater würde sein, Gauck würde sich köstlich empören. Nun aber -
Kopfkino - stell dir vor, ein Teil des Publikums, wäre groß genug, sich Gehör
zu verschaffen und lachte ihn an den entsprechenden Passagen aus, bliebe
ansonsten aber durchaus im Rahmen höflicher Konvention...
In seiner Dankesrede bei der Verleihung des Nobelpreises für
Literatur 1997 sagte Dario Fo:
"Die Macht, und zwar jede Macht, fürchtet nichts mehr als
das Lachen, das Lächeln und den Spott. Sie sind Anzeichen für kritischen Sinn,
Phantasie, Intelligenz und das Gegenteil von Fanatismus. Ich bin nicht mit der
Idee zum Theater gegangen, Hamlet zu spielen, sondern mit der Absicht, ein
Clown zu sein, ein Hanswurst."
Fos Ehefrau, die großartige Franca Rame, sagt zum
gleichen Thema:
"Wir glauben, daß
Klagen falsch ist. Du weinst, gehst traurig nach Hause, sagst: ‚wie schön hab
ich geweint‘, und schläfst erleichtert ein. Nein, wir wollen Euch zum Lachen
bringen... . Es öffnet sich nicht nur der Mund beim Lachen, sondern das Gehirn.
Und ins Gehirn können Nägel der Vernunft eintreten. Ich hoffe, daß heute abend
einige Leute mit Nägeln im Kopf heimgehen..."
Lachen ist also
Sublimierung. Und Sublimierung ist ... Unterwerfung/Vermeidung von
Konfrontation.
Meine Schwester wurde mal im Unterricht von einem Lehrer
zurechtgewiesen. Sie hat ihn angelächelt, nichts sonst, sie hat ihn stumm
ausgelacht. Der Lehrer war irritiert, er verschärfte seine Rüge, meine
Schwester lächelte immer noch. Das zog sich so eine Weile hin, der Lehrer wurde
immer wütender, ganz offen wütend. Schließlich hat er im Unterricht
weitergemacht, kochend vor Zorn. Was hätte er auch machen sollen? Ihr einen
Verweis geben, weil sie gelächelt hatte?
Die Hohe Schule ist natürlich, wenn man Andere einen Höhergestellten auslachen läßt.
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