Samstag, 27. Oktober 2018

Vision

Während meiner Studienzeit in den siebziger Jahren war ich Mitglied im Liberalen Hochschulverband (LHV) [1], Mitglied im Studentenparlament, Sozialreferent im AStA [2], Redakteur der Regensburger Studentenzeitung des AStA, Chefredakteur und fast einziger Schreiber der "Schnecke" des Liberalen Hochschulverbandes; eine zeitlang sogar alles das gleichzeitig.
Damals ist es einmal passiert, daß ich tagsüber zu tun hatte, abends dann noch im AStA eine Sitzung war, die bis lang in die Nacht gedauert hat. Anschließend waren wir viel zu aufgedreht, um schlafen zu können. Wir haben uns beim Lehmann Heinz, wo auch beim LHV und im AStA war, zusammengehockt, durchgequatscht und viel geraucht (also Zigaretten, keine Joints). Dann kam der Morgen, die Müdigkeit war weg. Am nächsten Tag war wieder einiges zu tun, am Abend war Redaktionssitzung der  "Regensburger Studentenzeitung", die bis spät in die Nacht hinein dauerte. Danach waren wir viel zu aufgedreht, um noch schlafen zu können, wir sind zu einem gegangen, haben dort gequatscht und geraucht, bis der Morgen kam und die Müdigkeit verflogen war.
Am darauffolgenden Vormittag war ich in der Gesandtenstraße beim Pustet, einer Regensburger Buchhandlung. Ich ging gerade vom Pustet weg zum Neupfarrplatz, als ich plötzlich zwei Bilder von der Situation im Kopf hatte. Das eine Bild war das, das man hat, wenn man geht und die Welt um sich sieht. Ganz normal. Im zweiten Bild, das ganz selbstverständlich neben dem ersten stand, sah ich mich gleichzeitig, von weit oben, wie ich unten auf der Gesandtenstraße ging.
Da wußte ich, daß es Zeit war, nachhause zu gehen und zu schlafen. Nicht, daß mir noch die Jungfrau Maria erschienen wäre, mitten in Regensburg.




[1]   Ich hatte niemals was mit der F.D.P. (die schrieben sich seinerzeit tatsächlich so) zu tun, Alda ischwör!
[2]   Der AStA (Allgemeiner Studentenausschuß) war damals so was wie die "Regierung" der Studenten.

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