Augen, die mich in den Traum verfolgen [1]
Nach einem Drehbuch von William Nicholson hat 1990 die BBC
den Film "Der Marsch" [2]
gedreht. Der Film war damals pure social
fiction, das angesprochene Problem lag weit in der Zukunft: Aufgrund des Klimawandels sind große Teile Afrikas unbewohnbar
geworden und in Europa haben die rassistischen Spannungen zugenommen.
Hauptpersonen sind Clare Fitzgerald, Kommissarin für
Entwicklung bei der Europäischen Gemeinschaft, und der Nordafrikaner Isa
El-Mahdi [3],
der einen Marsch von Flüchtlingen aus sudanesischen Flüchtlingslagern nach
Europa organisiert. Seine Hoffnung bei der Organisation dieses Marsches: "Wir glauben, wenn ihr uns vor euch seht,
werdet ihr uns nicht sterben lassen. Deswegen kommen wir nach Europa. Wenn ihr
uns nicht helft, dann können wir nichts mehr tun, wir werden sterben, und ihr
werdet zusehen, wie wir sterben, und möge Gott uns allen gnädig sein."
Nun, wir haben inzwischen gelernt den Negern und Syrern etc.
pp. beim Sterben zuzuschauen. An den Außengrenzen der EU [4]
verrecken
in einem Monat mehr Menschen als seinerzeit im Unrechtsregime der DDR in
dreißig Jahren.
Als ich begonnen habe, diesen Artikel zu skizzieren [5]
war Herr Sebastian Kurz noch Außenminister, inzwischen ist er von einer
entmenschten österreichischen Bevölkerung [6]
zum Bundeskanzler gewählt worden. Er hat uns gelehrt, wir müßten die
schrecklichen Bilder von den Flüchtlingen, die an der griechisch-mazedonischen
Grenze bei Idomeni in provisorischen Zeltlagern ausharren müssen, ertragen. Ja,
sie seien, sagt Kurz, sogar notwendig - als Abschreckungsmaßnahme. Als Signal
an jene, die noch in Syrien, Afghanistan oder sonstwo sind, und überlegen, sich
auf die Reise Richtung Westen zu machen. "Diese Bilder sind furchtbar", sagte Kurz damals, "wir sollten aber nicht den Fehler machen zu
glauben, dass es ohne diese Bilder gehen wird."
Alexander Gauland von der rechten "Alternative für
Deutschland", drückte das, was Kurz meinte, noch deutlicher aus: "Wir müssen die Grenzen dichtmachen und dann
die grausamen Bilder aushalten. Wir können uns nicht von
Kinderaugen erpressen lassen." [7]
Apropos Kinderaugen: Ich schau mir die Augen
vom Burli an, die er seinerzeit auf der Website der ÖVP-Jugend hat
ausstellen lassen...
Ich weiß nicht, wie es
Ihnen ergeht beim Betrachten des Bildes, mir jagt es eiskalte Schauer den
Rücken herab. Es ist das Gesicht eines menschlichen Haifisches mit dem Charme
eines frisch geschliffenen Fallbeiles. Die Mundwinkel sind zu einem schwachen
Lächeln nach oben gezogen, die Augen versuchen, mitzuhalten. Aber es ist das
eiskalte Lächeln eines schneidigen Staatsanwalts, der alles beieinander hat,
auf Tod durch Erhängen zu plädieren. Ein Lächeln, das dich durch deine
Alpträume verfolgt. So jemandem möchtest du nicht in einem Gerichtssaal
begegnen, auf hoher See oder sonst an einem Ort, an dem du wehrlos bist.
Was uns bleibt als Trost? Sebastian Kurz ist Österreicher,
selbst da er nun Bundeskanzler geworden ist, bleibt er Bundeskanzler eines
ziemlich kleinen, doch eher unbedeutenden Landes.
Grade wollte ich mich beruhigt zurücklehnen, als mir
einfiel, daß schon mal ein Österreicher in Deutschland Kanz... [8]
Wir fordern den
sofortigen Einwanderungsstop für Österreicher. Wir werden einen
antiaustriakischen Zaun bauen und Österreich wird ihn bezahlen!
Apropos Augen:
In Afrika verhungern gerade - wieder mal - unglaublich viele Menschen, im Kongo sind es vor allem
Kinder. Im Radio hieß es, man bräuchte 150 Millionen Dollar, um - sagen wir mal
- im Sudan das Schlimmste zu verhindern. Kein Schwein hat die paar Dollar. Und
dann mach dir klar, wieviel Milliarden Euro man hatte, die Banken zu retten,
weil man es nicht ertragen hat können, in die leidenden Augen von Josef
Ackermann zu blicken.
Apropos Burli:
Am 26. April 1986 hat's den Reaktor 4 des
Kernkraftwerks Tschernobyl
zerlegt. Am 27. August 1986 wurde Sebastian Kurz geboren. Einen Zusammenhang
gibt's natürlich nicht, auch wenn die Ohrli vom Burli verdächtig nach Atomohren
aussehen.
[1] Für Deutsche, die in der Nähe des
Polarkreises siedeln sei's erwähnt: "Burli" ist das österreichische
Wort für "Bübchen", ich bin mit diesem Wort im Ohr aufgewachsen. Der
Österreicher von heute bezeichnet mit diesem Wort seinen kindlichen
Kandesbunzler.
[2] Hier ist der ganze Film auf YouTube
zu sehen. Um in tatsächlich zu sehen, muß man allerdings YouTube-Unblocker installiert haben.
Rentiert sich sowieso, kostet auch nix.
[4] Die es bis zur Friedensnobelpreisträgerin
geschafft hat.
[5] Das ist schon 1 Weile her, denn ich mußte
mich dermaßen oft beim Hinschreiben des Namens Kurz übergeben, es ist nicht zum
Sagen.
[6] Hiermit verfluche ich jeden, der seinerzeit
FPÖ oder ÖVP gewählt hat, ihn und seine Sippschaft bis ins dritte Glied. Ich
täterte auch jeden Ungarn verfluchen, der Orban gewählt hat, aber ich kann
leider kein Ungarisch.
[7] Eine lustige kleine Anekdote: 1943 hatte
Heinrich Himmler bei einer Massenerschießung in der Nähe von Minsk zugeschaut.
Was er sah, hat ihn sehr mitgenommen. Wenig später sagte Himmler auf einer
Tagung von SS-Gruppenführern: "Von euch werden die meisten wissen, was es
heißt, wenn hundert Leichen beisammenliegen, wenn fünfhundert daliegen oder
wenn tausend daliegen. Dies durchgehalten zu haben und dabei - abgesehen von
Ausnahmen menschlicher Schwächen - anständig geblieben zu sein, das hat uns
hart gemacht und ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes
Ruhmesblatt unserer Geschichte."
[8] An dieser Stelle müssen wir abbrechen, nicht
damit es noch heißt, es würde hier irgendwer mit irgendwem verglichen.
Wenn's schon nicht zum Lachen ist, dann zum laut Rausheulen. Ich teile Ihren Blickwinkel...
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