Donnerstag, 5. Januar 2023

Ehre und die Furcht vor ihr

"Wer ehrfürchtig ist", schrieb mir einst ein Ritter von der Traurigen Gestalt, "der soll die Ehre fürchten wie der Teufel das Weihwasser." 

Ich - schrieb ich ihm zurück - fürchte die Ehre und zwar so was von. "Ehre" ist eines der grauenvollsten Wörter wo gibt. Wo der Begriff "Ehre" ins Spiel kommt, riecht es ganz schnell nach Blut, kocht Gewalt hoch, werden dreckige, entehrende Spiele gespielt. Günstigstenfalls kommt der Anwalt eines Deppen, weil ich den Deppen "Depp" genannt habe.

Bleibt's mir weg mit der Ehre, bleibt's mir bloß weg.
Obwohl ich früher ein durchaus entspanntes Verhältnis zur Ehre hatte. Beim Kartenspielen in der Schule und im Fahrschülerzug [1] ging es nicht um Geld, jedenfalls nicht bei den Spielen, bei denen ich mitgespielt habe, ich habe zeitlebens nie - mals um Geld gespielt. Geld, so fand ich damals und finde es noch heute macht jedes Spiel kaputt, das heiter-flockige eine Spieles ist bei Anwesenheit von Geld dahin. Wir haben vielmehr um Ehre gespielt, Ehre in Form von Streichhölzern [2]. Wenn es um höhere Ehrenbeträge ging, wurden der besseren Übersichtlichkeit halber Ehrenscheine ausgegeben, 5 Ehren, 10 Ehren. Ich glaub, ich hab einmal auf einer einzigen Zugfahrt von 20 Minuten fast 100 Ehren verspielt. Es war eine verlotterte Zeit!
__________________
Die dänische Bankiersweisheit "Øre wem Øre gebührt" hat mit dem heutigen Thema natürlich nichts zu tun.



[1]   Ich habe nur Watten in der Standardform gespielt, mehr war für mich intellektuell nicht drin. Zwar spielt in Niederbayern jeder, wirklich jeder Depp Schafkopf, jedes Mal aber, wenn jemand versucht hat, mir die Regeln zu erklären, bin ich nach wenigen Sätzen eingeschlafen. Bis heute gehen mir Kartenspiele jeglicher Art großräumig am Ař vorbei.

[2]   Wissen die Jüngeren noch was Streichhölzer sind? Gg,gg (Googeln, gegebenenfalls).

1 Kommentar:

  1. Der Barschel gab auch sein Ehrenwort - alles andere war ihm zu teuer.

    AntwortenLöschen