Im Usenet geschah es, daß sich einer Gedanken darüber machte, wie man denn die verschiedenen archäologischen Schichten vergangener Geschlechtspartnerinnen bezeichnen könnte. "Ex-Freundin" etwa, "Doppel-Ex-Freundin" oder wie.
Ein anderer kam zu Hilfe: "Nochmal über dein Promiskuitätsproblem sinnierend, kam mir folgender Vorschlag in den Sinn:
- Ex
- Vor-Ex
- Vor-vor-Ex
- Vor-vor-vor-Ex"
Ich schlug eine pragmatischere und poetischere Lösung vor:
Der... äh, der Dings... ah ja, der Herr Johann aus Spanien hatte einen Diener namens Leporello und der hat ihm eine saubere Liste geführt. Jetzt brauchst du nur noch die Damen durchnumerieren und du hast eine eindeutige Terminologie: FV 217 ["Die magere Romantische"] oder FV 173 ["Die sinnliche Dicke mit den Sommersprossen"].
Ohne Ordnung ist Sex einfach nur Ficken.
So ein Leporello-Archiv hat gewiß Stil, heutzutage aber nimmt man zur Datenspeicherung natürlich das SmartPhone. "Nur für die Registratur, gnädige Frau... Mit wem hatte ich eben das Vergnügen?"
Bei anderer Gelegenheit wandte eine Dame ein: "Ich finde ja, daß Vergessen die beste Option ist."
"Ich glaub ja eher," wandte nun meinerseits ich ein, "daß Don Giovanni deshalb den Weibern nachsteigt, damit Leporello sie in sein gleichnamiges Notizbücherl eintragen kann. Das bisserl Samenerguß ist für ihn eher zweitrangig, will mir scheinen. Aber immerhin, so erspart er sich wenigstens das Wichsen. Karl Kraus hat mal geschrieben, eine Frau sei bisweilen ein ganz brauchbares Surrogat für die Selbstbefriedigung, allerdings erfordere das Besteigen einer Frau ein Übermaß an Phantasie.
Hauptsach ist natürlich, daß Leporello lobsingen [1] kann, es habe Don Giovanni alleine in Spanien 1003 Weibsen flachgelegt. Es sollte keiner den Fehler machen, sich die 1003 Schicksen allein in Spanien als gescheiterte Liebesgeschichten vorzustellen. Genau so sollte das ablaufen. Wie man bei uns in Niederbayern sagt: umhaun, neihaun, abhaun. Stell dir die Katastrophe vor, wenn Don Giovanni auch nur einen Monat bei Donna Elvira geblieben wäre... 30 Alltage hintereinander... "Das hätte ich bei meinem Alten auch haben können", denkt sie sich. Don Giovannis Trick ist, daß er sich tags drauf wieder verdrückt hat, und die Frau ihm ein Leben lang nachseufzen kann und dabei nicht von seiner realen Existenz belästigt wird.
Ich habe mir Don Giovanni nie als Frauenfreund vorgestellt, ganz im Gegenteil. Frauen sind ihm zuwider und er ist manisch bestrebt, sich die Schicksen auf eine Schwanzlänge Abstand zu halten. Ein etwas schiefes Bild, gewiß, aber was tut man nicht alles für eine sprachliche Pointe... Obwohl... Jetzt, wo ich den Satz geschrieben vor mir stehen sehe, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob das Sprachbild wirklich so schief ist. Kann man sich eine Person nicht vielleicht gerade durch Sex vom Leibe halten? "Wir haben gevögelt, Schatz, du bist gekommen, ich bin gekommen, das muß reichen. Ich will bis auf weiteres nicht mehr von dir belästigt werden." Oder wie es die kleine Hilde gesagt hat, als sie einen herzergreifenden Roman gelesen hätte: "Hach, muß Liebe schön sein, wenn ich groß bin lieb ich auch."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen