Donnerstag, 5. Mai 2022

Zwanzig Turbinen

Der Kollege Shakespeare hatte einst geschrieben, es gebe mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als unsere Schulweisheit sich träumen lasse. Da ist was dran, mir fällt zu diesem Thema die Oper "Rinaldo" von Georg Friedrich Händel ein.

Die Oper ist von 1711, das Originallibretto ist von Giacomo Rossi in italienischer Sprache. Die Oper selbst ist nicht mehr so rasend bekannt, zwei Arien daraus sind aber über die Maßen berühmt geworden. Die eine ist Lascia ch'io pianga / Mia cruda sorte (Lass mich beweinen / Mein grausames Schicksal).

Diese Fassung ist aus dem Film Farinelli, der Kastrat von 1994. Da es heute - gottlob! - keine hochmusikalisch ausgebildeten Kastraten mehr gibt wurde für den Film die Singstimme Farinelli elektronisch gezaubert. Der US-amerikanische Countertenor Derek Lee Ragin einerseits und die polnische Koloratursopranistin Ewa Małas-Godlewska andererseits sangen die Partien und die Aufnahmen wurden dann elektronisch gemischt.

Das andere Gustostückerl aus dieser Oper ist die Arie Venti Turbini (Zwanzig Turbinen).

Das Bemerkenswerte daran ist der Umstand, daß in der Entstehungszeit der Oper (1711, wie erwähnt) an Turbinen noch gar nicht zu denken war. Zwar hatte der Schweizer Mathematiker Leonhard Euler 1707 - 1783 noch im 18. Jahrhundert mit der Eulerschen Turbinengleichung die theoretischen Grundlagen für die Entwicklung von Turbinen gleich welcher Art gelegt, aber erst 1827 ist es dem Ingenieur Benoît Fourneyron gelungen, die erste Wasserturbine zu entwickeln, die wirklich funktionsfähig war. Und die Turbine, wie wir sie heute kennen wurde 1912 von Viktor Kaplan erfunden.

Bis heute haben weder Musik- noch Wissenschaftshistoriker eine Erklärung für dieses verblüffende Vorauswissen von Giacomo Rossi gefunden. Die von Experten bevorzugte Theorie eines Besuchs von Außerirdischen konnte zwar nicht bewiesen werden, scheint aber die einzig mögliche Theorie zu sein.

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