Dienstag, 3. Mai 2022

Gu Ruh, Gu Ruh

Ich wache auf, es ist hell, wie es sich gehört. Ich könnte jetzt schreiend aus dem Bett springen: "Ein zwo drei vier fünf sechs sieben / Wo ist meine Zeit geblieben!", aber ich bin Rentner und da pressiert's dir nicht mehr so. Ich bleibe also liegen und treffe meine Vorbereitungen, wieder einzuschlafen. Ich bin Österreicher und lebe nach dem Motto Nur ned hudln.

Im Einschlafen höre ich eine Taube gurren, "Gu Ruh, Gu Ruh". Sie ruft sehr laut, muß also sehr nah sein. Aha.

Das Guruhen verstetigt sich und behindert mein Ruhen. Die Taube ist auf meinem Balkon, nur von dort kann das Gurren so laut sein. Die Taube bleibt auf meinem Balkon, sie fliegt nicht weg. Es muß eine schwerverletzte Taube sein, nur eine schwerverletzte Taube bleibt so lange auf meinem Balkon, so attraktiv ist mein Balkon nämlich nicht, nicht für eine Taube.

Was tun?

Rausgehen auf den Balkon, die todgeweihte Taube mit dem Gummihammer erschlagen? Sie vom Balkon (1. Stock) werfen, damit sie dann unten auf der Wiese verreckt, wo ihr Gu Ruh mir nicht mehr so laut in den Ohren dröhnt?

Oder liegenbleiben und Ohropax in die Ohren? Ich stehe dann doch auf und schaue bei noch geschlossener Balkontür raus. Die Taube sitzt im Schlitz zwischen Betonbrüstung und Betonboden des Balkons, ganz vorne. Will sie sich in den Tod stürzen und so ihr Leid  beenden? Sie stützt sich ab, breitet die Flügel aus und fliegt davon. Mir ist ein Vogelmord erspart geblieben und der Taube geht's hoffentlich immer noch gut.

 

P. S.: Grad hab ich noch im Internet - wo sonst? - gelesen. all die Vögel, die wir (noch) täglich sehen, seien nicht echt. Es handele sich vielmehr um als Vögel gestaltete Überwachungsdrohnen US-amerikanischer Geheimdienste. Das würde natürlich vieles erklären.

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