Donnerstag, 3. Februar 2022

In der Ruhe liegt der Streit

"Ich will nur meine Ruhe haben!" Wenn Sie diesen Spruch hören, dann sollten Sie - so lautet mein sowohl gut- als auch ernstgemeinter Rat - jeglichen zwischenmenschlichen Kontakt zu dem Menschen abbrechen, der diesen Spruch getan hat.

"Ich will nur meine Ruhe haben!" ist der typische Schlägerspruch, die Hymne der Stänkerer und Gifter.

Sollten Sie nicht zufällig - schlimm für Sie, ganz schlimm - familiäre Bande an einen solchen Menschen knüpfen, dann sollten Sie sofort ganz schnell und ganz weit von diesem Menschen weglaufen.

Wenn es Ihnen auch nicht viel nützen wird. Leute, die so drauf sind, werden Ihnen notfalls auch nachlaufen, Sie am Schlafittchen packen und Ihnen - noch keuchend von der langen Verfolgungsjagd - ins Gesicht schreien, daß sie nur Ihre Ruhe haben wollten und Sie ihnen diese Ruhe gefälligst geben sollten.

Nun sagt aber schon der große Seyfried: "Wer 1 Ruhe haben will, muß 1 Ruhe geben."

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In der Straffälligenhilfe habe ich einen mehrfach vorbestraften Knacki kennengelernt, der hatte ständig den Spruch drauf, er wolle nur seine Ruhe haben. Für ihn merkwürdigerweise war er aber ständig in irgendwelche Prügeleien verwickelt und hatte auch schon einige Vorstrafen wegen Körperverletzung. "Xide", habe ich ihm gesagt, "du dumme Nuß provozierst die Schlägereien doch selber. Wenn dich einer aus Versehen anrempelt, dann beleidigst du ihn sofort und wunderst dich dann, daß es wieder mal zu einer Rauferei gekommen ist."
Aggressiv war der Xide aber nur, wenn er gesoffen hatte, nüchtern war er sehr lieb und wenn er gekifft hatte, war er besonders lieb.
Seither, wenn ich den Spruch von der Ruhe höre, zucke ich zusammen und entferne mich unauffällig, weil ich weiß, daß das einer ist, der Streit sucht.
 

In einem Arbeitslosenkurs, den ich mal gemacht habe war einer, der ständig am Nörgeln war, nix hat gepaßt, alles - wirklich alles - hat er von der negativen Seite her gesehen. Er war auch - wie er erzählte - mit all seinen Nachbarn und Arbeitskollegen verfeindet. Seine klagende, vorwurfsvolle Art hat uns alle wahnsinnig gereizt, so einem aggressiv-weinerlichen Menschen könntest du stundenlang in die Fresse hauen. Wenn du dir einen impfverweigernden Corona-Winsler von heute vorstellst, dann kommst du ziemlich gut hin.

Als er mal - angekündigterweise - etwas später kam, haben wir Kursleiter die anderen Teilnehmer so eingestimmt, daß sie nicht wie üblich ebenfalls aggressiv reagiert haben, sondern ihn quasi umarmten. Diese Freundlichkeit hat den Winsler irritiert und völlig fertig gemacht, auf so ein Verhalten war er nicht vorbereitet, das widersprach jeglicher Erfahrung, die er sonst gemacht hatte. Am Ende des Kurses war der richtig lieb.

Wir hatten das von ihm inszenierte Spiel nicht mitgespielt, sondern ihn durch unsere alternative Verhaltensweise bis in's Mark irritiert. Freundlichkeit kann so gemein sein.

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