Montag, 8. März 2021

Wieso Rembrandt geschäftlich erfolgreicher war als ich es je sein werde

Der Punkt ist, daß ich nicht zeichnen kann, weder zeichnen noch malen noch Skulpturen aus Lehm oder was formen. Ich bin einfach zu ungeschickt. Wenn du mir sagst "zeichne einen Vogel", dann kann ich das nicht, bzw. der auf dem Papier entstehende Vogel wird so gottserbärmlich schematisch und uninspiriert sein, das glaubst du nicht.

Was bleibt mir also übrig? Wenn ich garantiert nicht an's Zeichnen denke, beim Telefonieren zum Beispiel, kritzele ich gedankenverloren auf einem Block. Irgendwas. Wenn ich das lange genug mache, erkenne ich schließlich - nicht immer, aber immer öfter - irgendetwas in meinem Gekrakel. Jetzt brauche ich nur noch Details in meine Grafik reinfummeln und fertig ist die Kunst. Es ist unglaublich, wieviel mir schon für meine Grafiken geboten worden sind, zehntausende, manchmal hunderttausende Euro, aber ich verkaufe sie natürlich nicht.

Der berühmte Maler Rembrandt [1] Harmenszoon van Rijn war geschäftlich viel erfolgreicher als ich, aber er hatte auch seine Frau Saskia, eine ungemein begabte Kulturmanagerin. Auf seine Einkünfte aus der Erfindung des Weinbrands

wäre er gar nicht angewiesen gewesen, so viel brachten ihm seine Bilder. Dabei war Weinbrandt auch nichts weiter als ein ganz gewöhnlicher Fleckerlmacher. Der hat ein Kleckserl Rot oder Braun oder Gelb oder wie oder was auf seinen Malerpinsel getan und dieses Kleckserl dann auf die Leinwand oder das Holz oder das wie oder was geschmiert. Das hat er geraume Zeit so gemacht und sich dabei gefreut wie ein Kind. Dann ist er zwei, drei Schritte zurückgegangen und hat gesagt "Nanu? Das bin ich ja ich."

In seiner berühmten Autobiographie "Viele Kleckserl und nur 1 Ich" hat Rembrandt geschrieben, daß er dies ständig so gemacht habe. Wenn er in der Kleckserei was erkannt habe, das ihm bekannt vorgekommen sei, habe er das Ding behalten und als Kunst weiterverkauft. Wenn nix draus geworden sei habe er das Zeug am Ende einfach verbrannt. Später habe er diese mißlungenen Klecksereien dann an einen Mann namens Poul Piekaso verschenkt, der sich darüber gefreut habe wie ein Honigkuchenpferd.


Dieser Poul Piekaso sei ein Spanier und überdies ein Spinner gewesen, der behauptet habe, er sei ein Zeitreisender aus der Zukunft. Aber mei, schreibt Rembrandt, gewundert habe ihn das nicht, denn Spanier seien bekanntermaßen Spinner.

 


[1]   Weil Rembrandt seine Geschäftsbriefe gerne mit Rembr. unterschrieb, dachte man häufig, er heiße Rembremerding und sei Baron.

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