Wenn meine Oma mir irgendwas gesagt oder etwas mich
betreffend getan hatte, das mich verärgert hat, so pflegte ich, der ich weder
mit Worten noch mit Taten einverstanden war, öfter mal unmittig auszurufen:
"Ach, Määänsch!" Was man halt in Niederbayern öfter mal so unmutig ausruft.
Jedes Mal hat meine Oma empört drauf reagiert und es sich
verbeten, von mir "Mensch" genannt zu werden (was sie definitiv war).
Ich hab es nicht verstanden, warum sich die Frau so aufgeregt hat. Jahrzehnte
und etliche Semester Kommunikationspsychologie mußten ins Land gehen, bis ich
verstanden hatte. Meine Oma war nämlich - wie meine ganze Familie, mich
eingeschlossen - Österreicherin, als Sudetendeutsche. In ihrer Jugend hatte sie
mehrere Jahre in Wien gelebt und im bairischen Sprachraum gibt es nicht nur das
Maskulinum "der Mensch",
sondern auch das Neutrum "das Mensch", Mehrzahl "Menscher" (siehe Men(t)scherkammer). "Menscher" sind aber nicht nur
weibliche Dienstboten auf dem Land, ein Mensch
war auch (im entsprechenden Zusammenhang) eine liederliche Weibsperson.
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