Als das neue Jahrtausend anbrach, gefiel es Gott in seiner
unendlichen Weisheit, mich nach Italien zu schicken. Als ich nach meiner
Rückkehr aus Welschland [1]
in Niederbayern lebte, weit draußen auf dem Land, dort wo sich Muh und Mäh
"Gute Nacht" sagen, entdeckte ich eines Tages unmittelbar vor meiner
Haustür eine größere Ansammlung von Cannabis-Pflanzen. Zugegeben, ein bisserl klein waren
die Pflanzen schon, aber es waren wahrscheinlich Pflanzenkinder.
Mit Sicherheit - so viel wußte ich noch trotz meiner üblichen
Verwirrtheit - hatte ich sie nicht selber gepflanzt, ich habe noch nie in
meinem Leben etwas gepflanzt. Okay, Menschen habe ich wiederholt gepflanzt [2].
Und, seinerzeit in Regenstauf habe ich zwei Obstbäume gepflanzt, getreu der
Vorgabe von Heinrich von Kleist: "Drei Dinge muß ein Mann in seinem Leben
tun: Einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen [3]
und ein Buch schreiben." Alle drei Dinge habe ich gewissenhaft
abgearbeitet.
Wie auch immer: Ich erzählte Bekannten von meiner
Entdeckung, schickte auch Photos, und eine Kollegin meinte, es seien wohl doch
keine Cannabis-Pflanzen. "Moanst?" frug ich und man riet mir, ich
solle doch mal ein Blatt zwischen den Fingern zerreiben und dann dran riechen.
Es roch nach Kaugummi, vulgo Spearmint. Mein Traum vom Chef
eines gigantischen Drogenkartells war geplatzt.
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