Heute höre und lese ich zwar nicht gerne aber sehr, sehr oft das Wort
"frisch". Frisch, frisch, frisch. Im Zeitalter der Konserve und der
H-Milch soll alles gaaanz, gaaanz frisch sein. In einem Rezept heißt es nicht
einfach: "Gib Milch dazu", sondern: "Dazu eine Tasse frischer
Milch." Was auch sonst? Gestöckelte, saure, bittere Milch?
Der Metzger bietet nicht einfach Schweineschnitzel, sondern frische
Schweineschnitzel, nicht Rindfleisch, sondern frisches Rindfleisch an.
Der Anbieter von paniertem Fisch preist sein Produkt an, indem er hervorhebt,
es sei mit frischen Semmelbröseln zubereitet worden - obwohl jeder zweite Depp weiß,
daß man Semmelbrösel zum Panieren aus altbackenen Semmeln bereiten soll, weil sie
dann knuspriger sind.
Frau Franz, bei der ich seinerzeit meinen Tabak und die Zigaretten holte,
begrüßte mich gerne mit den Worten, die Sorte Tabak, die ich immer für meine
Frau hole, sei heute wieder gaaanz, gaaanz frisch. Als wenn es bei verpacktem
Tabak auf ein paar Wochen oder auch Monate mehr oder weniger ankäme.
Alles soll, wie gesagt, frisch sein, weswegen man sich dann auch wahnsinnig
wundert, warum der Rinderbraten, den die liebe Hausfrau bereitet hat, zwar gut,
aber doch irgendwie nicht sooo gut schmeckt, wie seinerzeit der Rinderbraten
bei Mama, oder der Rinderbraten, den man auch jetzt noch manchmal in einem
guten Lokal bekommt. Obwohl die Hausfrau doch immer wieder beim Metzger
frisches Rindfleisch verlangt.
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