So mußten es also die Bauherren des Berliner Fernsehturmes zähneknirschend hinnehmen, daß immer, wenn die Sonne durchkam, ein riesiges, hellstrahlendes Kreuz über ganz Berlin zu sehen war. Und ist, natürlich.
Was mir dagegen schon nicht mehr so klar einleuchtet, das ist die Sache mit dem (Ost-)Berliner Ampelmännchen. Ich meine jetzt nicht die merkwürdige Sache, daß der Berliner Senat die Ost-Ampelmännchen gegen Standard-Ampelmännchen aus dem Westen austauschte und diesen Austausch dann nicht nur zurücknehmen mußte, sondern jetzt sogar im Westen Ost-Ampelmännchen aufstellt.
Nein, ich meine die ideologische Panne mit dem roten Männchen, das dem Fußgänger "Halt" gebietet.
Was für eine ideologische Panne ich meine? Ich meine den Umstand, daß mitten in der marxistischen, atheistischen DDR auf ganz subtile Weise Propaganda gemacht wurde für den Vatikan und die Römisch-Katholische Kirche.
Das rote DDR-Ampelmännchen trägt den breitkrempigen Cappello Romano der italienischen Kleriker, der Cappello ist rot, wie dies dem Papst vorbehalten ist. Und dieser DDR-Papst breitet seine Arme segnend aus wie der Christus auf dem Corcovado über Rio de Janeiro.
Ich verstehe es nicht. So eine Sache wie die Auswahl der graphischen Gestaltung für sämtliche Fußgängerampeln ist doch keine Sache, die man schnell mal nach durchzechter Nacht beschließt. Da gibt dieser und jener seinen Senf dazu, da wird diskutiert und erwogen und schließlich entscheidet sich irgendein Obermotz für den passenden Entwurf. Und all diesen Leuten soll nicht aufgefallen sein, was mir unmittelbar in die Augen gesprungen ist?
Gab es in der DDR papistische Seilschaften in hohen und höchsten Rängen?
Allerliebst!
AntwortenLöschenWussten Sie übrigens, das der Fernsehturm seinerzeit - des Kreuzes wegen - auch "St.Walter" genannt wurde? Auf wen sich das bezog, werden Sie unschwer herausbekommen...
Hmnja, so alt bin ich inzwischen, daß ich Walter Ulbricht noch aus den Tageszeitungen kenne und nicht aus dem Geschichtsbuch.
AntwortenLöschenCiao
Wolfram