Donnerstag, 22. November 2018

Erziehung, wie es früher war

Als ich noch der Waldbauernbub war, hatten meine Eltern einen (kleinen) Schlachtereibetrieb, ein Metzgereigeschäft und ein Wirtshaus. Die hatten ganz wenig Zeit, sich um die Erziehung von uns drei Kindern zu kümmern. Die Oma war zwar da, aber die hat in der Wirtshausküche gearbeitet, war also auch wieder nichts.
Nach heutigen Maßstäben waren wir drei Kinder pädagogisch ziemlich vernachlässigt, ein strenger Pädagoge würde sagen: verwahrlost. Noch nicht mal gemeinsame Mahlzeiten kannten wir damals. Wer grad Zeit hatte, hat sich was aus den Wirtshaustöpfen geholt und gegessen.
Seinerzeit hab ich das gar nicht zu schätzen gewußt, das war halt so, Punkt. Im Rückblick und im Hinblick auf die inzwischen erworbenen Kenntnisse der Psychologie bin ich meiner Familie und den Verhältnissen, die sie zu dieser "Vernachlässigung" gezwungen hat, ausgesprochen dankbar. Wir sind ziemlich wenig von Erziehung belästigt worden, aber wenn mal was war, dann war die Familie für uns da. Eltern und Oma haben im Wirtshaus gearbeitet, die Wohnung war im ersten Stock über Wirtshaus und Metzgerei, Eltern und Oma waren also immer da, sie haben nicht in einer Scheißfabrik gearbeitet. Wenn ich mir die Knie angehaut hatte, dann bin ich weinend nachhause gelaufen und meine Mutter oder Oma hat dann ein Pflaster auf das blutende Knie geklebt. Mein Vater war dazu nicht in der Lage, der war Metzger und konnte kein Blut sehen. Ich hab anscheinend diese Blutallergie geerbt, erst mein Sohn scheint sich davon befreit zu haben, er ist Molekularmediziner geworden (was immer das ist), um den Krebs zu besiegen. Und jetzt ist er sogar richtiger Arzt.

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