Ich antwortete ihr:
Man sagt nicht "stinkt unter den Armen" sondern spricht treffender von "maskuliner animalischer Erotik". Ganz viele Frauen mögen das, wäre es anders, wäre die Menschheit längst ausgestorben. Übrigens gilt das auch für Männer, auch sie lieben "feminine animalische Erotik". Es gibt für die meisten Männer nichts Widerlicheres und sexuell Abtörnenderes als eine Frau, die in den Duft einer kostbaren Pflegelinie gehüllt ist.
Den Wenigsten scheint es aufzufallen, aber seit die Chemie imstande ist, wohlriechende Pflegedüfte kostengünstig auf den Markt zu werfen und damit intensive Körperpflege auch für die kleine Frau/den kleinen Mann zugänglich geworden ist, ist die Vermehrungsrate in unseren Breiten immer mehr zurück gegangen. Welche Frau mit Geschmack und Leidenschaft will sich schon mit einem Mann paaren, der nicht mehr stinkt wie ein Wiesel? Wer mit einer wohlriechenden Frau? Seit Kosmetika immer wohlfeiler und damit verbreiteter geworden sind, seit es Schmuck zum Schweinefüttern gibt und die Naßrasur auch den weiblichen Intimbereich erobert hat, sind naturbelassene Frauen (auch unter Öko-Tussies) zu einer kostbaren, gar nicht hoch genug zu schätzenden Rarität geworden. Naturbelassene Männer sind häufiger zu finden, aber auch hier geht der Trend in eine fatale Richtung.
Du magst einwenden, gefickt werde erfahrungsgemäß trotzdem, ich aber wöhne und das arg, daß es schlicht immer weniger naturbelassene Frauen gibt (wann hast du zuletzt eine Frau ohne Lippenstift gesehen?), die Männer also notgedrungen die wohlduftenden Tussen begatten müssen, wollen sie überhaupt je zum Schusse kommen. Die vielgerühmte Erotik ist heutigentags kein Spaß mehr.
Ob Parfümeure Agenten des Vatikan sind, die Unzucht einzudämmen?
Ich bin ja schon froh, wenn eine Frau nicht nach Insektenspray riecht. Nein, das ist jetzt keine alberne Bemerkung, bloß damit eine alberne Bemerkung gemacht wird. Vor vielen Jahren ist es mir mehrmals passiert, daß mir im Bus oder wo eine Frau begegnet ist, die einen Duft verströmt hat, der mich zurückschrecken ließ. Das war nicht mangelhafte Körperpflege sondern riechbar Parfüm. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Duft identifizieren konnte - Insektenspray.
Wieso parfümiert sich eine Frau mit Insektenspray, und nicht nur eine Frau, sondern anscheinend etliche? Die erste Hypothese, es handle sich hier um einen ganz raffinierten Schachzug, sich vor sexueller Belästigung zu schützen, ließ ich bald wieder fallen. Dann kam ich drauf: Was die Frauen verströmten, war nicht wirklich der Geruch von Insektenspray. Die Wirkstoffe von Insektenspray sind vermutlich so unangenehm, daß man sie mit Duftstoffen zudeckt. Und genau so ein Duftstoff war offensichtlich mal eine zeitlang in Mode bei Herstellern von Insektensprays: "Psy 9, sprühen ohne sich zu scheu'n" hieß es einst in der Werbung.
Im übrigen gilt: Wenn du ein Parfüm bewußt riechen kannst, ist es in Überdosis aufgetragen worden.
Als ich 2010 aus Italien zurückgekehrt bin, lebte ich in einem Holzhaus weit draußen auf dem niederbayerischen Land. Der einzige, der sich damals in meinem Haushalt parfümiert hat, war mein Hund. Entgegen anderslautenden Gerüchten ist nämlich das Parfümieren, das Überdecken des Eigengeruchs, keine Sache, die erst mit dem Menschen in die Welt gekommen ist.
Wer einen Hund hat und mit ihm auf dem Land spazieren geht, hat oft seine liebe Mühe damit, das Zamperl davon abzuhalten, sich lustvoll in Kuhfladen, Pferdeäpfeln oder sonstigen Exkrementen von Pflanzenfressern zu wälzen. Gegebenenfalls ist der Hund auch mit einer toten Maus oder ähnlichem zufrieden.
Nun gab es bei uns draußen keine freilaufenden Rinder, es gab überhaupt in der ganzen Gegend dort kaum noch Rinder, die Bauern haben sich auf den Anbau von Feldfrüchten und Solarstrom spezialisiert. Keine Fladen also in erreichbarer Nähe. Herumliegendes Aas wurde, sollte es wirklich mal herumliegen, von mir rasch entsorgt, der Hund mußte sich also mit Gras begnügen, in dem er sich in der Tat sehr gerne suhlte.
Hunde - und andere Raubtiere - parfümieren sich, um damit beim Anschleichen an die Beute den eigenen Raubtiergeruch zu überdecken. Bei Frauen (und Männern, notabene) ist das nicht anders. Ob es zielführend ist, darüber kann man phil vielosofieren. Weil...
Vor einigen Jahren habe ich im italienischen Fernsehen einen Werbespot für ein Deospray gesehen. Der Spot ist - für eine Kosmetikwerbung - sehr ungewöhnlich aufgemacht: In einem offensichtlich menschenleeren (nächtlichen) Bürohochhaus wird eine junge Frau von zwei Männern gehetzt, Bluthunde an der Leine. In einem Treppenhaus, kurzfristig außer Sichtweite ihrer Verfolger, kann sie sich über das Treppengeländer schwingen. Sie klammert sich an einer Metallverstrebung fest, frei über einem gähnenden Abgrund hängend, von oben unsichtbar. Die Frau hängt im hautengen schwarzen Dress da, erregt atmend. Arme, Gesicht und Achselhöhle sind mit einem dicken Schweißfilm überzogen. Du riechst buchstäblich die Schweißwolke dieser angsterregten Frau. Obwohl die Frau nicht eigentlich schön ist - jedenfalls nicht nach meinem Geschmack - strahlt sie in diesem einen Bild eine enorme erotische Wirkung aus.
Die Verfolger kommen mit ihren Hunden ums Eck gelaufen - und laufen trotz der Hunde über der unter ihnen hängenden Frau an ihr vorbei.
Eine Schrift erscheint, welche verspricht, daß man nach Benutzung des beworbenen Sprays keinerlei Geruch mehr ausströme - nessun odore.
Nagle mich jetzt keiner auf eine genaue Stelle fest, aber irgendwo bei Ludwig Thoma habe ich mal gelesen, seinerzeit hätten sich die Bauernburschen, wenn sie zum Tanz gegangen seien, ihr Taschentücherl unter der schweißnassen Achselhöhle durchgezogen und es dann ins Brusttascherl gesteckt, um die Mädels kirre zu machen. Und von Napoleon sagt man, er habe seiner Josephine bei der Rückkehr von einem Feldzug einen Boten vorausgeschickt mit der Nachricht "Wasch dich nicht, ich komme."
Und heute? Alles sauber, alles keimfrei, auch der Sex. Ach.
Toucha, toucha, touch me, I wanna be dirty
Seit es das Internet gibt sind die Menschen weitgehend von der Vögelpflicht befreit, der Trend geht mehr und mehr zum "virtual sex". Das meint jetzt weniger das klassische Sich-einen-abwichsen anhand einer zweckmäßigen Vorlage, sondern vielmehr das wechselseitige Masturbieren via Webcam. "Oh ja, Erwin, ramm ihn mir rein" stöhnt die holde Hilde in Wien-Ottakring, während ihr der in Hamburg-Ottensen ansässige Erwin dabei zusieht, wie sie sich ein irgend geartetes Stangerl ins Möserl steckt und sich seinerseits 1 abrubbelt. Ich mein, "Romeo und Julia" ist eine Geschichte mit Happy-End im Vergleich.
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