Als ich noch der Waldbauernbub war, gingen die niederbayerischen Bauern nach altem Brauch am Sonntag in die Kirche. Das heißt, genau genommen waren es weniger die Bauern, die sich vor dem Altar einfanden, sondern vielmehr die Bäuerinnen. Die zugehörigen Männer standen an der Ecke des Kirchplatzes herum und diskutierten über die wichtigen Dinge des Lebens, ob etwa die Schweinepreise zu niedrig seien (das waren sie immer) und welche züchtige Dirn gerade schwanger war und von wem. Erst wenn die Zeit gekommen war, da drin in der Kirche der Segen erteilt wurde, gingen sie hinein, um diesen Segen noch zu dakrein [1].
Eines Tages geschah es nun, daß der Pfarrer von Eggenfelden umgeben von weihrauchschwingenden Ministranten während der Messe die Kirche verließ, zu den verdattert schweigenden Bauern hinausging und ihnen dort die Predigt hielt und sie mit dem gewünschten Segen versorgte. An den folgenden Sonntagen gingen die Bauern brav mit ihren Frauen in die Kirche. Und wenn sie nicht gestorben sind - was allerdings wahrscheinlich ist - dann beten sie noch heute.
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