Dienstag, 4. Januar 2022

Der meschuggenste Baiernkönig, wo jemals gab

Daß der Kine, also König Ludwig II. von Bayern ein bisserl wirr im Hirn war, darüber werden wir leicht Einigkeit erreichen. Ein Monarch, der demonstrativ der Deutschen Reichsgründung im Spiegelsaal von Versailles fern bleibt, der lieber Schlösser bauen läßt als Militärparaden abzunehmen, ist schon ein wenig verhaltensauffällig. Der Kine ging auch nicht nach Königsart auf die Jagd [1], wie dies einst sein Vater Max II. Joseph so geliebt hatte, es fehlte ihm schlicht dieser für einen Staatsfrau so wichtige Instinkt zum Töten, was ihn letztlich das Leben gekostet hat.

Der Andere, also König Otto I. von Bayern, dem Kine sein Bruder, hat fast sein ganzes Leben in der Irrenanstalt Fürstenried (heute nach München eingemeindet) verbracht, die man extra und exklusiv für ihn eingerichtet hat.

Ich möchte, damit es nicht in Vergessenheit gerät, bei der Gelegenheit daran erinnern, daß König Ludwig I. noch meschuggener war als seine beiden Enkel Ludwig und Otto. "Noch meschuggener" deshalb, weil Ludwig I. bei klarem Bewußtsein verrückt war.

Schon als Kronprinz war Ludwig ein deutschnationaler Napoleonhasser gewesen. Für treue Dienste erhob Napoleon den bairischen Herzog Maximilian zum König, wozu Napoleon nach den alten Adelsregeln nicht das allermindeste Recht hatte. Ein auch nur leidlich vernünftiger Mensch hätte als Regent schlagartig den Spaßtitel "König" von sich geworfen. Ludwig behielt ihn.

Ludwig I. war ein großer Freund der Griechen, sein Sohn Otto war übrigens der erste griechische König der Neuzeit. Das Y galt Ludwig als der griechischste Buchstabe überhaupt. Das vordem überwiegend mit "i" geschriebene Baiern wurde unter seiner Regentschaft zu Bayern, und wird heute noch so geschrieben. Ludwig plante, München in Mynchen umzubenennen. Wegen Lola Montez, Bierpreis und überhaupt Revolution 1848 kam er nicht mehr dazu. Manchmal ist eine Revolution halt doch zu was gut.

Aber immerhin – wir verdanken es Ludwig I., daß Heinrich Heine auch nach seiner kurzen Zeit in München sich weiter zu einem der größten Dichter deutscher Sprache entwickelte und nicht vergoethelte.



[1]   Erstaunlich viele Leute glauben immer noch, der sogenannte "Königsjodler" besinge Ludwig II., was natürlich ein Schmarrn der Sonderklasse ist, vergleichbar etwa mit dem Wilden Gerücht, Mozart sei Österreicher gewesen.

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