Rechtschreibung ist eine Form von Höflichkeit. Wia lesn nich Buchschtam, sondern gantse Wöater oder gar Saztaile. Di könn'n wir schnell und raibungslos nur dann identifitsieren, wenn die Schraibung noamiert is.
Bei den Satzzeichen ist die Rechtschreibung manchmal fast
noch wichtiger. Vor vielen Jahren, es war kurz nach Schulbeginn, war ich mit
meinen beiden Söhnen gerade im Ort unterwegs, als mein Ältester (er war damals
8 Jahre alt) plötzlich lachte und rief: "Und bei rot soll man den Kindern
kein Vorbild sein?"
Irritiert fragte ich nach, was seine Bemerkung bedeuten solle und Sebastian
zeigte auf ein Schild, das an der Fußgängerampel hing. Ich begriff immer noch
nicht (bei Erwachsenen dauert das etwas länger), bis ich das Schild ein zweites
Mal las und dann machte es "klick": Sebastian hatte recht.
"Nur bei GRÜN den Kindern ein Vorbild." Nach den Regeln deutscher
Grammatik und Zeichensetzung konnte dies nur heißen, daß man entschieden davon
abriet, auch bei Rot ein Vorbild für die Kinder zu sein.
Was ein anders gesetztes Satzzeichen alles an Bedeutungsveränderung bewirken
kann, dafür hat Brecht mal ein schönes Beispiel gegeben:
* Der Mensch denkt, Gott lenkt.
* Der Mensch denkt: Gott lenkt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen