Als im Januar 2012 das italienische Kreuzfahrtschiff Costa Cordalis [1] gegen einen Felsen vor der Insel Giglio donnerte und dabei das Schiff umkippte [2] schrieb jemand im Internet (wo sonst?):
Es gibt schon lange keinen Mythos des Politikers und des Kapitäns mehr. (...) Es handelt sich um verschiedene Berufe handelt, die nur eines verbindet: Die Verantwortung und die Pflicht.
Verantwortung und Pflicht sind nun weiß Gott nichts Exklusives, das für Politiker und Kapitäne gelte. Jeder Taxifahrer, jede Krankenschwester steht in der Pflicht und trägt Verantwortung. Nur: Wenn der Taxifahrer einen Moment lang unachtsam ist und einen Unfall verursacht, wenn die Krankenschwester kurz unkonzentriert ist und dem Patienten das richtige Medikament in der falschen Dosierung gibt, dann werden sie sehr schnell und ausgesprochen hart zur Verantwortung gezogen. Daß ein Politiker für einen Fehler, den er womöglich systematisch und langdauernd beging, zur Verantwortung gezogen wird, die wirklich weh tut (Rücktritt und behaglicher Ruhestand tun nicht wirklich weh), ist dagegen ausgesprochen selten.
Wilhelm II. wurde ins behagliche Exil nach Appeldoorn geschickt, nur Ludwig XVI. hat es schlechter erwischt. Gut so, man kann Robespierre gar nicht dankbar genug sein!
[1] Ich erfahre gerade von Wikipedia, das Schiff habe nicht "Costa Cordalis" geheißen, sondern "Costa Concordia".
[2] Bei der Gelegenheit starben 32 Passagiere, nicht jedoch der Kapitän oder einer seiner Offiziere, die hatten sich nämlich nach der ersten Kenntnisnahme von der Katastrophe in Rettungsboote geflüchtet.
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