Donnerstag, 11. Februar 2021

Ein Lobgesang auf Walter Ulbricht

Eine uralte Weisheit dänischer Kapitalisten besagt: "Øre wem Øre gebyhrt". [1] Bei Gelegenheit der Erwähnung dieser urkapitalistischen Weisheit möchte ich anmerken, daß ich meine relativ gute Ausbildung dem Genossen Walter Ulbricht verdanke.

Nein, ich bin nicht in der DDR aufgewachsen. Es verhielt sich vielmehr so:

In der alten Bundesrepublik begann im Laufe der sechziger Jahre eine ganz erstaunliche Bildungsoffensive, neue Universitäten wurden gebaut, bestehende Unis ausgebaut, vergleichsweise großzügige Stipendien  wurden eingerichtet. Das Bundesausbildungsförderungsgesetz [2] (BAföG) ersetzte das "Honnefer Modell", oft auch "Honnef" genannt. Hatte man begriffen, daß für eine funktionierende Demokratie gebildete Staatsbürger notwendig sind? Natürlich nicht.

In den fünfziger Jahren hat Konrad Adenauer einmal gesagt, er sehe nicht ein, warum die Bundesrepublik Deutschland viel Geld in Universitäten investieren solle, solange es die Technische Hochschule Dresden gebe. Verdammt gut ausgebildete Chemiker, Ingenieure, Facharbeiter etc. pp. aus der DDR machten rüber und wurden mit offenen Armen aufgenommen. Und dann war auf einmal die Grenze dicht. Die einst überreichlich sprudelnde Quelle wurde zum Rinnsal, auf das man keine Ökonomie mehr bauen konnte. Nun mußte man auf einmal selbst für gut ausgebildeten Nachwuchs sorgen...

Danke, Walter, für die Mauer.

Womöglich war auch Walter Ulbricht ein Teil von jener Kraft, die oft [3] das Böse will und stets das Gute schafft.



[1]   Die einzige andere dänische Weisheit, an die ich mich erinnere ist "Smørrebrød, Smørrebrød, røm pøm pøm pøm"

[2]   Es sind Wörter wie diese, welche deutschlernende Ausländerinnen gelegentlich verzweifeln lassen.

[3]   "Stets", wie der Altmeister meinte, erscheint mir in diesem Zusammenhang etwas übertrieben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen