Freitag, 19. Juni 2020

Chillen und andere Kampfsportarten


Es gab mal 1 Zeit, da hab ich in der Schule Englisch gelernt. Viel lernt man dort nicht, das hab ich aber erst viel später gelernt. Gut, die üblichen Schweinereien wie fuck und cunt und trallala lernten wir schon, wenn auch nicht in der Schule [1].
Ich war schon über fünfzig, wir lebten damals in Italien [2] und machten eines Tages einen kleinen Ausflug die nahegelegene Cilento-Küste entlang. Wir gingen dann in ein arabisches Lokal, in welchem ich mich weigerte, Hummus zu essen. Dabei bin ich 1 großer Freund von Hülsenfrüchten, Grüne Bohnen, Weiße Bohnen, Saubohnen oder Linsen. Aber Kichererbsen... Mir balst nicht gangst. Ich hab diesen Cicero noch nie gemocht.
Man saß dort übrigens auf Kissen, wenige Zentimeter nur vom Boden entfernt. Daheim hab ich manchmal Anfälle, wo ich mich wie ein Narr auf dem Teppich wälze, aber in einem Lokal...
Man sollte den Arabern nicht das Christentum predigen, sondern den Stuhl. Der Stuhl ist nicht das Wesentliche, aber es wär schon mal 1 Anfang auf dem Weg zur Zieh-Viel-Isation. Bei der Gelegenheit fallen mir die chinesischen, beziehungsweise japanischen Eßstäbchen ein. Ich hab mich noch stets geweigert, dieses Zeug zu benutzen. Ich mein, verglichen mit der Gabel sind diese Stäbchen so was von veralteter Technologie, das glaubst du nicht. Du rechnest doch heute auch nicht mehr mit römischen Zahlen... Was für eine Scheiße muß man den Leuten ins Hirn schubsen, damit sie freiwillig mit Stäbchen essen, obwohl es seit Jahrhunderten sehr viel einfacher geht...
Aber ich weiche ab vom Thema. In diesem arabischen Lokal (vom Cilento aus ist es Luftlinie näher nach Tunis als nach Mailand) sah ich ein Schild "chilling room", das mich ins Grybeln brachte.
"Bittschön", frug ich meine Mischpoke, "was ist ein chilling room?" Meine Frau und meine beiden Söhne schauten mich an, als ob ich nicht ganz richtig wär im Hirn. Das taten sie öfter, aber... diesmal wußten sie es selber nicht. Meine Söhne hatten zwar Handys, aber die waren so was von old school, damit konnte man nur telefonieren, man stelle sich vor...
Ich hab's dann intuitiv probiert, das heißt ich wollte die Bedeutung vom Wortklang ableiten. Tschill, tschill, das klingt dynamisch, ja sportlich. Ein chilling room mußte demnach so eine Art Fitneß-Raum sein, mit Hanteln, Sprungseilen und Armdrück-Maschinen. Oder, noch besser...
Tschillen klingt so was von dynamisch, daß es schon wieder aggressiv klingt. Tschillen mußte eine asiatische Kampfsportart sein, dachte ich mir. Hu, ha, he und mit der Handkante einen Ziegelstein zertrümmert. "Ein böses Wort noch und ich chill dir dein Nasenbein." Hochgefährlich, dieses Chillen.
Es war dann doch anders.
Wenn man sich am Wortklang orientiert geht man übrigens so manches mal fehl. "Schmetterling" etwa hört sich an wie ein besonders harter, hundsgemeiner Boxhieb. Ich erinnere nur an Max Schmetterling, den ehemaligen Boxweltmeister im Schwergewicht, der seinerzeit St. Louis besiegt hatte. Oder nimm "immondizia". "Klopfenden Herzen betrat ich ihre Wohnung, in der Hand einen Strauß allerschönster Immondizien, den ich ihr errötend überreichte." (aus: "Die Immondiziendame" von Alexandre Dumas d. g. A.)



[1]   Obwohl, "cunt" kenn ich von Wilhelm Schecksbier.
HAMLET
Lady, shall I lie in your lap?
OPHELIA
No, my lord.
HAMLET
I mean, my head upon your lap?
OPHELIA
Ay, my lord.
HAMLET
Do you think I meant country matters?
OPHELIA
I think nothing, my lord.
HAMLET
That’s a fair thought to lie between maids' legs.
OPHELIA
What is, my lord?
HAMLET
Nothing.
OPHELIA
You are merry, my lord.
HAMLET
Who, I?
OPHELIA
Ay, my lord.
Hamlet, Act 3, Scene 2
In Shakespeare’s time, “nothing” (or “0”) was slang for the vagina.
[2]   Das ist diese stiefelförmige Halbinsel im Süden von Oi Ropa.

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