Es soll ja Leute
geben, die Beethoven für einen Österreicher halten, Hitler dagegen für einen
Deutschen. Darüber lächeln viele.
Noch verrückter ist
(und darüber lächeln nicht mehr so viele, weil sie es nicht wissen): Es gibt Leute,
die Mozart für einen Österreicher halten! Ja, okay, dem Mozart seine Mutter Anna Maria Walburga
Pertl war aus St.
Gilgen im Salzkammergut und damit Österreicherin. Aber erstens hat St. Gilgen in
seiner Geschichte ein paar mal zwischen Salzburg und Österreich gewechselt. Und
zweitens zählte damals noch die männliche
Linie, die Frau als eigenständiges Rechtssubjekt ist erst 1789, zwei Jahre vor
Wolfgang Amadeus Mozarts Tod erfunden worden, und dann auch nicht in
Österreich, sondern in Fronkraisch. Eh schon wissen: Freiheit, Gleichheit,
Schwesterlichkeit. 1990 (also neunzehnhundertneunzig,
nicht siebzehnhundertneunzig) hat
man dann auch in der Islamischen Republik Schweiz - allahu emmenthal! - die
Frauengleichberechtigung eingeführt.
Wo war ich gleich
stehengeblieben? Mozart, ich mein jetzt Leopold, hatte 1 Migrationshintergrund.
Er kam aus der Freien Reichsstadt Augsburg und suchte sein Glück in der
nahegelegenen bairischen Residenzstadt München, wo er sich um die Stelle eines
Hofkapellmeisters oder wie oder was bewarb. Er wurde abgelehnt, zog weiter und
ließ sich schließlich zähneknirschend in Salzburg nieder [1]. Er nahm eine Frau und gründete ein Familie.
Mozart, das Wolferl und Mozart, das Nannerl waren also Bürger des
Fürsterzbistums Salzburg, das zu seinen Lebzeiten NICHT-UND-NICHT-UND-NICHT zu
Österreich gehörte.
Richard Wagner hat
übrigens mehr als hundert Jahre nach Leopold Mozart gebeten, sein Festspielhaus
in München errichten zu dürfen, am Isarhochufer, ungefähr dort, wo heute der
Gasteig steht, das inzwischen weitberühmte Konzertzentrum. Ludwig II. war
angetan von dem Plan, die Münchner Bürgerschaft aber hat es ihm, wir wissen es,
verweigert. Man stelle sich vor, München wäre heute die Mozartstadt und in München fänden alljährlich die
Wagner-Festspiele am Isarhochufer statt. Es flöße ein Strom Geldes nach
München, der seinesgleichen nicht hätte.
Lechz, sabber, gier!
Vorbei, vertan!
Mozart einen Österreicher
zu nennen wäre so, als würde man Immanuel Iwanowitsch Kant als Russen einstufen,
bloß weil Königsberg heute zu Rußland gehört und sich Kaliningrad nennt, damit
man's nicht so merkt.
[1] Wir
wissen es alle, viele, viele Jahrzehnte nach Leopold Mozart hat Thomas
Bernhardt geschildert, was für ein tränentreibender Wahnsinn es ist, im nunmehr
bereits österreichischen Salzburg leben zu müssen.
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