Sonntag, 15. Dezember 2019

Denker und Bankangestellter

ER: Ich habe niemals verstanden, warum Heidegger als Denker betrachtet wird.
ICH: Weil du ihn nicht verstehen tust, du Dummerle. Der normale Depp (also zum Beispiel du oder ich oder wer) würde folgende Formulierung absondern: "Weil das Zeug was taugt, kannst du was damit machen. Irgendwann ist das Zeug hin und dann kannst du es wegschmeißen."
Der geschulte Philosoph formuliert das so: "Das Zeugsein des Zeuges, die Verläßlichkeit, hält alle Dinge je nach ihrer Weise und Weite in sich gesammelt. Die Dienlichkeit des Zeuges ist jedoch nur die Wesensfolge der Verläßlichkeit. Jene schwingt in dieser und wäre ohne sie nichts. Das einzelne Zeug wird abgenutzt und verbraucht; aber zugleich gerät damit auch das Gebrauchen selbst in die Vernutzung, schleift sich ab und wird gewöhnlich. So kommt das Zeugsein in die Verödung, sinkt zum bloßen Zeug herab. Solche Verödung des Zeugseins ist das Hinschwinden der Verläßlichkeit."
Ich mein, so was ist derselbe Inhalt, aber doch viel, viel anmutiger formuliert.
Und dann das:
"Das Fassende des Fassens ist die Nacht. Sie faßt, indem sie übernachtet. So gefaßt, nachtet das Faß in der Nacht. Was faßt? - Was nachtet? Dasein nachtet fast. Übernächtig west es in der Umnachtung durch das Faß, so zwar daß das Faßbare im Gefaßtwerden durch die Nacht das Anwesen des Fasses hütet. Die Nacht ist das Faß des Seins. Der Mensch ist der Wächter des Fasses. Dies ist seine Verfassung. Das Fassende des Fasses aber ist die Leere. Nicht das Faß faßt die Leere - und nicht die Leere das Faß, sie fügen einander wechselseitig in ihr Faßbares. Im Erscheinen des Fasses als solchem aber bleibt das Faß selbst aus. Es hat sein Bleibendes in der Nacht. Die Nacht übergießt das Faß mit seinem Bleiben. Aus dem Geschenk dieses Gusses west die Fasnacht. Es ist unfaßbar."
Das Obige ist zwar eine Büttenrede, daher das Thema "Fasnacht", der Text ist dennoch original Heidegger. Allerdings stammt er von Fritz Heidegger, von Beruf Bankangestellter bei der Volksbank, dem Bruder von Martin,. Wir wissen es spätestens jetzt, daß es besser gewesen wäre, wenn Martin bei der Volksbank angeheuert hätte und Fritz Philosoph geworden wäre.
Aber - wie's so oft kommt - die Eltern waren kleine Leute, es hat halt nur für ein Studium gereicht und Martin war fünf Jahre älter als Fritz.

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