Der bekannte Komponist und Revolutionär Richard Wagner war
Rauschgiftproduzent und Rauschgiftgroßhändler. Auf die Gefahr hin, daß ich mich
strafbar mache gebe ich euch hiermit ein Probebeutelchen von Wagners
exzellentem Stoff:
Das Schöne an Wagner aber ist, daß er, der Dealer, dir zwar
den Stoff für aberwitzige musikalische Ekstasen liefert, gleichzeitig aber auch
das Gegengift. Ein auch nur flüchtiger Blick in die Libretti und der Blick wird
wieder klar.
Nimm nur mal den "Tristan".
Die Musik macht dich besoffen, wie es Alkohol oder Heroin nie könnten, die
Story dagegen, die mit dieser berauschenden Musik übergossen wird, ist ein
hanebüchener Scheisendreck der Sonderklasse. Im "Tristan" von Gottfried
von Straßburg geht es um Sex, Sex, Sex. Der Liebestrank macht Isolde und
Tristan so was von dermaßen geil aufeinander, daß sie alle möglichen
Hindernisse überwinden. Der verzweifelte König Marke, Isoldes Gemahl, schützt
Isoldes Schlafgemach und Bett mit einer Dornenhecke - wurschtegal, irgendwie
überwindet Tristan die Hürde und fickt Isolde, wieder und wieder. Was immer
sich Marke einfallen läßt, es hilft nichts.
In der noch älteren Tristan-Sage verläßt Tristan Cornwall
und geht in die Bretagne. Er heiratet dort Isolde Weißhand. Eine schwere
Verletzung zwingt Tristan, nach Isolde, der Großen Heilerin von Wunden zu
schicken. Mit dem Schiffsführer wurde verabredet, daß er ein weißes Segel
hissen solle, wenn er Isolde bei sich habe und ein schwarzes, wenn er ohne sie
komme. Ein Schiff erscheint, es hat weiße Segel, aber die andere Isolde erzählt
dem bettlägerigen Tristan, es sei ein schwarzes Segel. Tristan verzweifelt und
tötet sich, bevor Isolde das Land erreichen und an sein Lager eilen kann. Kurze
Zeit später folgt ihm Isolde in den Tod.
Das ist keine lustige, aber eine logisch nachvollziehbare
Geschichte, eine Tragödie im strengen Sinne.
Was macht Wagner, dieser Vollpfosten, der von Musik so viel
und von Literatur so gar nichts verstand? Isoldes Schiff nähert sich, die
medizinische und libidinöse Rettung naht. Hinter ihrem Schiff fährt das Schiff
Markes, von dem wir später erfahren, daß er Isolde und Tristan verziehen hat,
nun, da er von der Geschichte mit dem Liebestrank weiß. Er, der archaische
König, versteht das psychologische Problem, ganz, als wäre er ein moderner Mann
und Gutmensch. Er, der archaische König, ist als archaischer König nach
archaischen Maßstäben bis auf die Knochen blamiert, er müßte schäumen vor Wut
über die Demütigung. Aber, scheiß drauf, er ist großzügig. Die Geschichte von
Tristan und Isolde nähert sich einem - unlogischen, aber was soll's? - Happy
End.
Der bettlägerige Tristan erfährt von seinem treuen Diener
und Freund Kurwenal, daß Isolde sich nähert und ihr Schiff jeden Moment landen
wird. Kurwenal ermahnt ihn noch mal eindringlich, nur ja brav im Heiabettchen
liegen zu bleiben, dann eilt er davon, Isolden zu begrüßen. Was macht Tristan,
der Narr? Er springt vom Lager, kaum daß Kurwenal das Zimmer verlassen hat. Er
reißt sich die Binde von der Wunde, das Blut sprudelt munter und Tristan stirbt
in Isoldens Armen.
In der Barock-Oper gab es den "deus ex machina". Wenn die Handlung sich unrettbar verstrudelt
hatte und selbst mit abenteuerlicher Logik kein Heil mehr für die Helden in
Sicht war, erschien irgendein Gott (in einer Bühnenmaschine, daher der Name)
und löste den Konflikt auf und die Helden konnten ihr Glück in einer
strahlenden Arie besingen. Ein billiger dramaturgischer Hausierertrick.
Wagner hat im "Tristan" den "diabolus ex machina" erfunden.
Alles treibt in seiner Geschichte, die doch als Tragödie angelegt war, auf ein
Happy End zu, womit seine Oper im Arsch gewesen wäre. Wagner fällt nichts Besseres
ein, als seinen Helden kurz vor dem Happy End völlig unmotiviert Selbstmord
begehen zu lassen. Kurz vor dem Scheißhaus macht einer - aus freien Stücken,
nicht vom Fäkaldrang übermannt - doch noch in die Hosen.
Ach.
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