Donnerstag, 23. Februar 2017

Allah-Heiligen und Vollmond

Als ich 16 war und mich entschlossen hatte, ein weltberühmter Photograph zu werden, habe ich, wie es viele tun, den Vollmond über Niederbayern photographiert. Dieser in echt so beeindruckende Vollmond war auf dem Photo, das ich Wochen später von Photo-Porst [1] zugesandt bekam, als ein mickriger, blaßgelber Fleck zu sehen. Das kommt, weil du so ein billiges Gerät hast, sagte ich mir und weinte. Wenig später las ich in einer Photo-Zeitschrift (ebenfalls von Photo-Porst, es gab fast nichts anderes), das sei halt so. Der gute Photograph photographiere den Mond mit Teleobjektiv. Das sei zwar wahnsinnig verzerrt, schaue dann aber aus wie in echt. Wo kriege ich ein Teleobjektiv her und was kostet das?, so fragte ich mich damals und gab nach Beantwortung der zweiten Frage das Berufsziel "Weltberühmter Photograph" auf. Und dabei habe ich so hübsch die Allah-Heiligen-Tristesse eingefangen.
 Später, als ich mich anschickte, Psychologe [2] zu werden, weihte man mich ein, es erscheine der Vollmond nur deshalb so groß im Hirn, weil er so interessant sei. Im übrigen macht derselbe Effekt es so wahnsinnig schwer für einen Stürmer, am Torwart vorbei ins Tor zu schießen. So ein Fußballtor ist so was von unglaublich langweilig, dagegen erscheint der rumzappelnde, grellgrüne oder -gelbe Torwart als psychologisches Labsal. Deswegen schießen die allermeisten Stürmer den Torwart an.


[1]   Der namengebende Firmenchef, damals mit Abstand marktführend auf dem Photo-Gebiet, wurde wenig später als DDR-Spion entlarvt.
[2]   Pissicolico, wie mich ein Junge in Castellabate nannte, und nicht davon abzubringen war. Ein hochintelligenter Analphabet übrigens.

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