Meine Oma war bereits
als alte Jungfer verschrien, als sie endlich doch geheiratet hat, mit 25
Jahren. Sie war als Dienstmädchen in Wien tätig gewesen, damals, als noch in
Schönbrunn der Kaiser Franz Joseph I. eine Weltmacht regierte.
Sie hat diesen Job -
damals kannte man dies Wort im deutschsprachigen Raum noch nicht - angenommen,
um so viel Geld zu sparen, daß sie damit in Wien einen Milchladen eröffnen
konnte. Ihr Auserwählter, mein Opa also, war Berufssoldat, Unteroffizier in der
k.u.k.-Armee. Damals war es noch so, daß ein Soldat, der heiraten wollte, dem
Kaiser eine Ablösesumme zahlen mußte. Anders als heute beim Fußball wechselte
der abgelöste Soldat nicht vom FC Austria zur Spvgg Germania, der abgelöste
Soldat erwarb damit nur das Recht, trotz Heirat weiter Soldat bleiben zu
dürfen. Der österreichische Kaiser war so seriös wie ein Hütchenspieler.
Wie auch immer, mein
Opa hätte diese Summe nicht aufbringen können, so daß meine Oma ihren Traum vom
Milchladen dahingab und stattdessen mit dem Geld meinen Opa loskaufte, man
könnte auch knallhart sagen: kaufte.
Eine emanzipierte
Powerfrau der Sonderklasse, der gegenüber die oft genannte und viel gepriesene Franziska
Gräfin zu Reventlow ein matter Abklatsch war. Die "Königin der Freien
Liebe" hat irgend ein Narr sie genannt. Irgend jemanden ein bisserl seinen
Schwanz in ihre Möse stecken zu lassen... was ist das schon? Jedes blöde
Weibsstück, das von nix was versteht, tut das auch. Was hat die Reventlow
hinterlassen? Ein kleines bisserl Literatur, das längst vergessen wäre, wären
da nicht ihre Amuhren. ([1])
Meine Oma dagegen... Sie
hat immerhin mich hinterlassen.
Ja, leck mich doch am
Arsch! Wenn das nix is, dann is nix was.
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