Montag, 22. Juni 2015

Vom Wett- und Kübelsaufen

Der Wirt einer Oberpfälzer Diskothek bot einst im Rahmen einer Ballermann-Party seiner verwöhnten Kundschaft als besondere Attraktion ein "Sangria-Wett- und Kübelsaufen" an, bei dem - nicht nur von den Künstlern auf der Bühne, sondern auch vom Publikum - noch mehr Alkohol geschluckt werden sollte, als in einer normalen Samstagnacht eh schon immer.
Die Polizei, juristisch machtlos gegen diese Veranstaltung, kündigte daraufhin an, sie werde die Sauf-Arena mit Alkomaten einkesseln, d. h. jeder Gast, der sich in dieser Nacht mit dem Auto auf den Heimweg machte, ginge ein deutlich höheres Risiko als sonst ein, seinen Führerschein wegen Alkohol zu verlieren.
Der Wirt, der seine Gäste und ihre Trink- und Fahrgewohnheiten nur zu gut kennt, war von der polizeilichen Drohung so beeindruckt, daß er prompt einlenkte und sein Programm änderte (1). "Wenn Ihr meine Gäste zwingt, die Gesetze einzuhalten", will der Wirt damit der Polizei sagen, "dann bin ich ruiniert. Dann kommt mir keiner mehr."
Was nichts anderes heißt als: eine bestimmte Art von Freizeitverhalten - in Lokalen rumhängen und sich Alkohol ins Hirn zu kippen - ist untrennbar ver­bunden mit dem Fahren unter Alkoholeinfluß; das eine ist ohne das andere gar nicht denkbar, nicht auf dem flachen Land jedenfalls. Und: Diese Promillefahrten finden - Wochenende für Wochen­ende, Tag für Tag - vorsätzlich statt, sind wohlüberlegt. Sie sind so prä­zise kalkulierbar, daß der Wirt seine Programmgestaltung von der Möglichkeit (oder Unmöglichkeit) dieser Promillefahrten abhängig macht. Woraus sich wie­derum zwanglos ergibt, daß es nicht etwa eine (kleine, gar verschwindend kleine) Minderheit der Schluckspechte ist, die regelmäßig betrunken heim­fährt, sondern die deutliche Mehrheit. Zumindest sind es so viele, daß ohne sie (und ihren Alkoholkonsum) die Kalkulation des Wirtes zusammenbricht.

Weil wir gerade dabei sind: in derselben Nummer der "Mittelbayerischen Zeitung", in der über diesen Vorfall berichtet wurde, fand ich eine Anzeige, in der die Discothek D1 in Martinsneukirchen die Kundschaft mit fol­genden Worten zur - haha! - Alkoholikerparty einlädt: "Eintritt 25,00 DM, Getränke frei, außer Spirituosen".
Aus dieser Preisgestaltung läßt sich schließen, daß sich die Gäste von Wirtin Elvira mit Bier und Wein oder gar Cola gar nicht lang aufzuhalten pflegen, sondern ganz schnell zum Schnaps übergehen. Eine Bande von Biertrinkern, die überfallartig in's D1 einfiele und sich dort einen Rausch ansöffe, hätte die arme Elvira bald bankrott gesoffen.
Prost!


(1) Das "Wett- und Kübelsaufen" sollte zum "Geschicklichkeitstrinken" werden: Der Saufartist muß im Handstand mit dem Strohhalm ein 0,1 l-Glas Sangria möglichst schnell austrinken.

Stimmung, Musik, zwei, drei...
Mei Naserl is so rot, weil i so blau bin
I bin a stiller Zecher
Der Wein von Mykonos
Wem heit net schlecht is
Morgen, ja morgen

Prost, Wien!

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