Man darf sich die Wälder rund um Zangberg bei Mühldorf/Inn nicht als riesige und undurchdringliche Urwälder vorstellen. Es sind die üblichen Holzplantagen, eher klein, sauber ausgeforstet und also überschaubar. Eine Kuh kann sich tagsüber nicht einfach in einer Dachshöhle verstecken (noch will sie dieses) und es braucht keine bestandene Jagdprüfung, um einzusehen, daß eine Kuh deutlichere Spuren hinterläßt als ein Hoppelhase. Wo eine Kuh gar hinscheißt, da merkt auch der schlichtere Wanderer, daß da eine Kuh hingeschissen hat. Eigentlich, so meint man, müßten zwei, drei Waidmänner hinreichen, der Kuh binnen weniger Tage auf die Spur zu kommen.
Denkste. Yvonne läuft immer noch frei rum. Tierschützer vom Gut Aiderbichl bei Salzburg haben die Kuh inzwischen gekauft und der Verwalter des Gutes meinte, Yvonne sei wohl ein äußerst schlaues Tier. "Die hätte die Matura dreimal geschafft", behauptet er. Ja, gut, die Matura vielleicht nicht, aber ein Doktortitel sollte bei den hiesigen Anforderungen schon drin sein.
Nun aber hat es sich - wie gesagt - die Kuh verschissen und ist vom Landratsamt Mühldorf-Inn zum Abschuß freigegeben worden, ihr droht ein Schicksal wie dem Problembären Bruno. Du frägst dich jetzt, was an einer Kuh gefährlich sein soll und natürlich kommst du nicht drauf. Yvonne aber hat einen verhängnisvollen Fehler gemacht: Sie überquerte gerade in dem Moment, da ein Polizeiauto vorbei kam, die Straße. Wegen der Gefahr einer freilaufenden Kuh für den Straßenverkehr gilt Yvonne nun als Sicherheitsrisiko, ihre Flucht soll mit Nachdruck beendet werden.
Du greifst dir ans Hirn und sagst dir, ob man sich das denn nicht auch schon zuvor hätte denken, daß nämlich eine freilebende Kuh auch mal eine Straße überquert. Die Antwort ist brutaliter "Nein", denn ansonsten hätte man es sich ja gedacht.
Auf die naheliegende Lösung, in dem betreffenden Gebiet allen Autofahrern langsame und vorausschauende Fahrweise anzuempfehlen scheint auch noch keiner gekommen zu sein. Hinmachen ist halt einfacher.
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