Mittwoch, 4. August 2010

"Der Kommissar" als loser Bursche

Beim Gucken alter Filme erlebst du so manche Überraschung. Nimm nur die Krimi-Serie "Der Kommissar" aus den sechziger/siebziger Jahren.

Daß der Kommissar raucht wie ein Schlot, war keine Überraschung, das wußte ich noch von früher. Erik Ode war Kettenraucher und hat sich ausbedungen, daß auch die Filmfigur Kommissar Keller ständig am Rauchen ist, damit er beim Drehen nicht ständig die Fluppe beim Requisiteur abgeben muß.

Aber du glaubst es nicht, wer da alles raucht und vor allem wo. Kommissar Keller raucht zuhause im Wohnzimmer und die - offensichtlich nicht rauchende - Gattin verliert darüber kein einziges, geschweige ein böses Wort. Er raucht im Büro, im Lokal, im Wagen, am Tatort. Wenn er Verdächtige oder Zeugen in deren Wohnung verhört, raucht er dazu eine Zigarette, der Verdächtige meistens auch.
In "Dr. Murkes Gesammeltes Schweigen" aus dem Jahre 1964 zündet sich Dieter Hildebrandt als Dr. Murke im Paternoster des Funkhauses ganz selbstverständlich eine Zigarette an. Täte er das heute so entfachte er einen mittleren Aufstand oder provozierte zumindest einen Schreikrampf.

Und dann der Alkohol!
Wenn dem Kommissar bei einem Verhör im Hause des Verdächtigen ein Glas Wein oder Schnaps angeboten wird, dann antwortet er nicht mit der mittlerweile aus Krimis sattsam bekannten Floskel "Nein, danke. Ich bin im Dienst", sondern er nimmt das Angebot freudig an. "Rehbeinchen, bring mir bitte ein Glas Wein" sagt er beim Betreten seines Büros zur Sekretärin. Wahlweise darf es auch ein Cognac sein oder, vor allem bei Verhören in einem Lokal, Bier.

Es war eine verlotterte Zeit.

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siehe auch: http://derfranzehatgsagt.blogspot.com/2010/02/tatort-zeitreise.html

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