Einem verbreiteten Gerücht zufolge hat es in den sechziger und siebziger Jahren in der gesamten westlichen Welt und also auch in Deutschland eine sexuelle Revolution gegeben. Dank Oswalt Kolle und anderer Aufklärer habe man ein freieres Verhältnis zur Sexualität gewonnen, die Zwänge und Verklemmungen früherer Zeiten seien aufgebrochen worden und ein neues, entspannteres Verhältnis zur Sexualität habe sich ausgebreitet.
Aber wie das bei Revolutionen nicht selten ist, so kam auch hier der Roll-Back und die Restauration. Diesmal war es nicht Metternich sondern die Frauenbewegung. Es wurde der Begriff der Frauenfeindlichkeit erfunden, der rasch von der Benachteiligung der Frauen in Arbeit und Gesellschaft in den Bereich der Sexualität rüberwucherte. Frauenfeindlich war auf diesem Gebiet ein Mann dann, wenn er in Wort und Tat sein konkretes Interesse an einem möglichen Geschlechtsverkehr bekundete. Schnell war er dann als geiler Sack oder geiler Bock gebrandmarkt.
Heute, immer noch, beobachte ich, daß in Kreisen, die sich durchaus als Erben der 68er-Errungenschaften verstehen, Wörter aus dem Sexualbereich als Schimpfwörter verwendet werden: Vom schon erwähnten geilen Sack/Bock über den Wichser und Ficker bis zum Bumser und Arschficker. Anzeichen für eine geglückte sexuelle Revolution sehe ich darin nicht.
In Kreisen, die mit den 68ern eher wenig zu tun haben, scheint mir heute das Verhältnis zur Sexualität entspannter als bei den Helden und Heldinnen der Revolution.
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