Samstag, 3. Oktober 2020

Wie sich einmal das ganze Internet gegen mich verschworen hat

Früher saß Herr Heinrich am Vogelherd, heute sitzt er des öfteren am Computer, wie zum Beispiel vorletzte -Nacht [1], kurz nach Mitter-. "Schaust mal schnell", sagte ich mir, "ob dein Bussi-Bussi-Blogbeitrag noch online ist. Gesagt, getan. Was soll ich sagen, mein Blogbeitrag war noch da. Entweder, sagte ich mir, hat die Moderation gerade Freischicht oder man war von der intellektuellen und stilistischen Brillanz meines Textes so beeindruckt, daß man von 1 Löschung abgesehen hat.

Doch was ist das? [2] Was steht da, bzw. nicht? Folgendes: "Nur wenige Tage zuvor hat ein weithin bekannter Faschist und Rassist im "Fisch und Fleisch"-Forum einen veröffentlicht, in welchem er schrieb: '.'" Ich habe von einem was geschrieben? Ich habe das Wort Blogbeitrag einfach vergessen? Gut, dergleichen Dinge passieren, sie sollten nicht passieren, aber sie tun es. Ein Zitat ankündigen und das das Zitat von immerhin 28 Wörtern einfach vergessen? War gestern mittags Herr Alzheimer bei mir zu Besuch?

Plausibler erschien mir nach kurzem Nachdenken jedoch die Theorie, es habe die Moderation von "Fisch und Fleisch" eingegriffen und jene Passagen gelöscht, die ihr nicht gepaßt hätten. So was ist mir noch nie passiert. Daß ein Blogbeitrag gelöscht wird, ist ärgerlich, gehört aber zum normalen Lebensrisiko. Aber rumstreichen und die Streichungen nicht mal markieren... So nicht!

Gottlob hatte ich den Blogbeitrag zeitgleich auch in meinem Privatblog "Der Franze hat gsagt" veröffentlicht und so konnte ich nachschauen, was ich tatsächlich ursprünglich geschrieben hatte.

Wer kann mein Entsetzen nachfühlen? In meinem privaten Blog stand genau der gleiche verstümmelte Text. Bin ich tatsächlich komplett verblödet oder reicht der Arm von "Fisch und Fleisch" bis in andere Websites im Internet hinein? Beide Alternativen sind gespenstisch.

Aber gottlob hatte ich meinen Blogbeitrag zuvor im Blog "Weiter so, AfD!"von berridraun als Kommentar eingestellt. Hier war das Zitat des ungenannt bleiben müssenden Herrn zwar ordnungsgemäß erhalten, aber der Link darauf war verschwunden. Man mag mich einen Pedanten schelten, aber ich lege Wert darauf, meine Behauptungen - so möglich - zu belegen, nie und nie nimmer hätte ich so ein brisantes Zitat ohne Beweis-Link gelassen. Haben also auch hier die Strolche von der Moderation eingegriffen?

Aber gottlob habe ich die Angewohnheit, meine Blogbeiträge immer erst auf WORD zu formulieren und dann erst in das Eingabefeld von "Fisch und Fleisch" zu kopieren. Ich durchsuchte also meine Festplatte nach zwei charakteristischen Stichwörtern... batsch! Nix. Mein Suchprogramm ist zwar rasend schnell und zuverlässig, aber nicht 100-prozentig. Gottlob hab ich noch zwei andere Suchprogramme... wieder nix. Das heißt, die tückischen Teufel von "Fisch und Fleisch" haben direkten Zugang zu meiner Festplatte. Sie können Texte von mir löschen oder - wahrscheinlich und schlimmer noch - verändern. Das heißt, ich kann mich auf nichts mehr verlassen, ich bin umzingelt von Dämonen. Gegen Dämonen, Schadprogramme und die "Fisch und Fleisch"-Moderation helfen auch keine Aluhüte. Erstarrt saß ich da und weinte trockene Zähren auf meinen Laptop. Daß es so enden mußte!

Mit müder Geste, so wie André Heller, wenn er den österreichischen Weltschmerz zelebriert, schwebte ich ziellos durch die Programme auf meinem Laptop und landete schließlich auf dem kaskadierenden Steil-Schiet-Injektor von Prof. Sauerbruch. Der Schiet-Injektor war an, natürlich, beim letzten Wechsel von aus nach an habe ich anscheinend im Tran statt "Apply to domain" auf "Apply globally" geklickt. Ein Verdacht keimte, ich schaltete den CSS-Injector aus und siehe, die zensierten Texte waren alle wieder da. Der Zensor war ich selber gewesen.

Was meinen WORD-Text betrifft: Ich hatte ihn anscheinend gar nicht geschrieben, sondern den Text direkt von berridrauns Blogbeitrag in meinen Blogbeitrag kopiert.

Im Vertrauen: Ich habe den Verdacht, daß sich die allermeisten Erzählungen von Verschwörungen und Nahtod-Erfahrungen so erklären lassen.

 

Beim Rasieren habe ich grad gemerkt, daß meine Augen merkwürdig reptiloid ausschauen, wahrscheinlich finde ich auch dafür eine harmlose Erklärung. Derzeit habe ich Lucy im Verdacht. Lucy in the Sky with Diamonds.


 

Ceterum censeo:

Repent, repent, the World is at End!

Bereut, bereut, die Woid endet boid!




[1]   "Vorletzte Nacht" ist ein ausgesprochen flüchtiger Begriff, es war die Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag.

[2]   Man sieht, ich beherrsche (fast) alle literarischen Tricks.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen