Donnerstag, 25. Februar 2021

Angeln als Hochrisikosport

Was die Jagd betrifft, so halte ich es meist mit den Tieren, den Jägern drücke ich die Daumen nicht. Wenn in der Zeitung oder im Internet steht, ein Wildschwein habe einen Lodenmantel samt Inhalt zerrissen, dann schmunzele ich vergnügt und summe den Jägerchor aus dem "Freischütz". Das Waidwerk nenne ich dann "edel", wenn die Überlebenschancen für Wild und Jäger ungefähr fifty-fifty sind. Wenn am Ende der Jagd 10 Hasen im Gras liegen, neben ihnen 8 bis 12 tote Jäger, dann nenne ich das sportlich. Wenn bei einer Corrida im Schnitt für jeden getöteten Stier so umra 1 Matador (wörtlich "Schlächter" im Sand liegt, dann nenne ich das ausgewogen. Jedem überlebenden Stier - so stelle ich mir seufzend vor - werfen die Herren Blumen in die Arena, die Damen ihre feuchten Slips. Dem toten Torero werden die Hoden abgeschnitten, so - und nur so! - bleibt der Kosmos im Gleichgewicht.

Etwas irritiert hat mich nun die Nachricht, daß anscheinend jetzt ausgerechnet beim eher lahmarschigen Angeln [1] meine Vision Wahrheit zu werden beginnt. Ich meine damit nicht das Hochsee-Angeln, bei dem es immer mal passieren kann, daß dich ein Speerfisch viele, viele Stunden lang durch die Karibik zieht [2]. Nein, ich rede vom ganz normal-dösigen Angeln an der Donau und ihren Nebenflüssen.



[1]   Angeln gilt gemeinhin als Corrida für die ganz, ganz alten Männer, denen selbst Golf zu anstrengend ist. Entgegen dem Augenschein ist aber Angeln eine abgrundtief brutale und verrohte Freizeitbeschäftigung. Man stelle sich nur mal vor, man würde Katzen jagen, indem man tote Mäuse auf die Wiese legt, wobei in den Mäusen ein Widerhaken steckt. Schnappt sich die Katze die Maus, bohrt sich der Widerhaken in den Gaumen der Katze und der im Gebüsch lauernde Katzenangler zieht nun die vor Angst und Schmerz schreiende Katze mit der Angelrute zu sich heran, um ihr am Ende mit einem Metallschlegel die Hirnschale zu zertrümmern. Das Pech des Fisches ist, daß er erstens nicht so süß ausschaut und zweitens seinen Schmerz und seine Angst nicht herausschreien kann.

[2]   Richtig, ich spiele auf den bekannten Kurzroman "Der alte Hemingway und das Mehr" von Bobby Fischer an.

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