Samstag, 22. Oktober 2011

Literaturkritik als Feuerwehr

Im Juni 1965 wurde im Zürcher Fernseh-Studio eine Diskussion zwischen dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, dem Literaturprofessor Hans Mayer und dem Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt über die Funktion der Literaturkritik und über die Rolle der Kritiker aufgezeichnet.
Die drei Herren sitzen gemütlich da, vor ihnen Kaffeetassen, Wein- und Likörgläser, auf dem Tisch einige Flaschen, die ersichtlich kein Mineralwasser enthalten und bereits zu Beginn der Diskussion nicht mehr ganz voll sind. Hans Mayer spricht mit nacktem Mund, während Reich-Ranicki und Dürrenmatt eifrig Zigarren rauchen.
Und dann bricht ein Brand im Aschenbecher aus. Der Schriftsteller und Brandstifter Dürrenmatt bleibt gelassen, während sich die Kritiker zum Löschen verpflichtet fühlen.


Wer sich - kehren wir zurück zu Aristoteles - nicht nur für Sitcoms interessiert, sondern sich die ganze Diskussion anschauen möchte, der kann das hier tun:

In seinem Buch "Theaterprobleme" schreibt Dürrenmatt: "Die Literatur muß so leicht werden, daß sie auf der Waage der heutigen Literaturkritik nicht mehr wiegt. Nur so wird sie wieder gewichtig."

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