Als damals aus der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft über Zwischenstufen die Europäische Union wurde, war
ich sehr skeptisch. Ob das mal gut geht? fragte ich mich. Dann habe ich mich
damit getröstet, daß in einer Europäischen Union die anderen Länder wenigstens
die gröbsten Sauereien, die in Deutschland ja immer mal passieren können,
verhindern würden.
Im Hinblick auf
Deutschland bin ich immer noch nicht zufrieden, weiß Gott nicht. Aber
inzwischen scheint mir Deutschland doch um Größenordnungen wohnlicher zu sein als
Polen, Österreich-Ungarn und die anderen Hajslländer [1] in der EU. Säufts.
[1]"Hajsl" ist ursprünglich die
bairische Verkleinerungsform von "Haus". Im Tschechischen ist das
Wort die derbstmögliche Bezeichnung für eine Toilette. In dieser Bedeutung ist
das Wort in den bairischen Sprachraum (der von Tirschenreuth bis Rovereto
reicht) zurückgekehrt, siehe zum Beispiel das wunderschöne Wort
"Hajslratz". So gesehen müßte man eigentlich die Überschrift in
"Scheißhausländer" umbenennen. Aber in diesem Falle würden die
Moderation und sehr viele User hier Schnappatmung bekommen. Bevor ich das
verantworte lüg ich lieber.
Was immer du denkst hat ein anderer vor dir längst gedacht.
Meistens jedenfalls, fast immer. Deshalb heißt es auch Nachdenken.
Auch diesen Gedanken hat vor mir schon mal einer gedacht. Wie
so oft war es Georg Christoph Lichtenberg: "Ein wahrhaft eigener Gedanke
ist so selten wie ein Goldstück im Rinnstein."
Rainald Grebe
Ich mein, daß Rainald
Grebe 11 Jahre vor dem Corona-Lockdown mit Atemschutzmaske singt und ironisch
den Urlaub in Deutschland preist dürfte eher eine Laune des Zufalls gewesen
sein.
Douglas Adams
Im Falle von Douglas
Adams aber wird es schon leicht gespenstisch. In den fünf Büchern der
vierteiligen Roman-Trilogie "Per Anhalter durch die Galaxis"
spielt die Sirius-Kybernetik-Corporation
zwar keine große Rolle, taucht dort aber immer wieder auf.
In Band 4 wird sie so
beschrieben: "Der Reiseführer 'Per
Anhalter durch die Galaxis' sagt in einem Moment geistiger Klarheit (...) von
den Produkten der Sirius Kybernetik-Corporation, daß es sehr leicht ist, sich
von der Genugtuung darüber, daß man sie überhaupt zum Funktionieren bringt,
über ihre grundsätzliche Nutzlosigkeit hinwegtäuschen zu lassen. Mit anderen
Worten - und das ist das felsenfeste Prinzip, auf dem der galaxisweite Erfolg
der Sirius Corporation beruht -, ihre grundsätzlichen Konstruktionsfehler
werden durch ihre oberflächlichen Gestaltungsfehler vollkommen vertuscht."
Dem Leser von heute wird
diese Firmenbeschreibung bekannt vorkommen. Der erste Band von Adams'
Romanzyklus ist 1979 erschienen, Microsoft steckte damals noch in den
Kinderschuhen.
Der Romanzyklus "Per
Anhalter durch die Galaxis" hat seinen Namen von dem Intergalaktischen
Reiseführer "Per Anhalter durch die Galaxis". Der Reiseführer
ist kein Buch, sondern eine Art Smart-Phone, literarisch erfunden lange bevor
es auch nur ein einfaches Handy [1] gab. Geschrieben wird der Reiseführer nicht
von einer Redaktion, sondern von den Usern selbst. Jeder [2] kann sein Wissen über und seine Erfahrungen
mit bestimmten Planeten [3] und sonstigen Dingen in dieser Welt eintragen
und wird so zum Co-Autor des Reiseführers. Douglas Adams hat das Wikipedia-Prinzip
vorweggenommen, über 20 Jahre vor Erscheinen der Wikipedia.
Friedrich Nietzsche
In Anlehnung an den Bibelspruch "Den Reinen ist alles
rein" (Titus 1:15) habe
ich vor Jahren die Redensart "Dem Schweinen ist alles Schwein"
erfunden. Obwohl es keinen sachlich sinnvollen Grund dafür gab war ich sehr
stolz auf meine kreative Ausblühung. Kürzlich erfuhr ich per Zufall, daß der
Satz von Nietzsche ist. "Dem Reinen
ist Alles rein - so spricht dasVolk.
Ich aber sage euch: den Schweinen wird Alles Schwein!" ("Also
sprach Zarah Leander").
So ist das, Leute. Wann immer du einen klugen Gedanken hast,
taucht aus dem Nichts & Nebel irgendein Klassiker auf und behauptet frech,
er habe deinen gottvollen Gedanken bereits Jahrzehnte, was sag ich:
Jahrhunderte vor dir niedergeschrieben.
Aber andererseits... Ich weiß nicht, ob du die Situation
kennst: Du hast einen Gedanken, der dir nicht übel gefällt. Auf daß er noch
mehr glänze, möchtest du deinen Gedanken mit einem Klassikerzitat garnieren
oder gar belegen. Du suchst und googelst dir die Finger wund, nur um letztlich
bitter festzustellen, daß die ganze verdammte Klassikerbande viel zu faul war,
deinen Gedanken schon mal zu denken, geschweige, ihn in adrette Zitatform zu
gießen. Dir bleibt also nichts anderes übrig, als dir das passende Zitat selber
zu erfinden und dann zu schauen, wem du es plausiblerweise zuschreiben könntest.
Ich habe vor einigen Jahren den Begriff "reziprokes
Plagiat" erfunden, um meine diesbezüglichen Umtriebe auf diesem Gebiet zu
beschreiben, es ist mein Kontrastprogramm zu Guttenberg, Giffey und von der
Leyen und all dem Zeug. Und diese Umtriebe laufen beispielsweise so ab: Ich
sondere einen klugen Spruch ab und behaupte dreist, der Spruch sei von
Voltaire. Ich bemerke ein irritiertes Flackern im Auge meines Gegenübers und
frage nach: "Du weißt schon, wer Voltaire ist?" Im günstigsten Fall
sagt er daß nein, im schlimmsten Fall gibt er zu Protokoll, Voltaire sei der
Erfinder der Autobatterie. Und weil wir grad beim lustigen Erfinderraten sind:
Wer der Erfinder des Schnellkochtopfes ist, ist dir bekannt?
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Hegel prägte den Satz "Alles was ist, ist vernünftig und alles was vernünftig ist, ist."
Als ich den Satz vor Jahrzehnten erstmals gelesen hatte, habe ich verächtlich
geschnaubt. Das ist, dachte ich mir, tüppisch für diesen arroganten, preußisch-affirmativen Staats-Philosophen.
Nur ja nicht drüber nachdenken, ob das, was ist, nicht vielleicht auch anders
sein könnte, ja sollte. In den sechziger und siebziger Jahren war "affirmativ" übrigens ein Wort mit
ganz üblem Beiklang.
Jahrzehnte später kam mir der Spruch noch einmal vor Augen
und diesmal habe ich ihn verstanden. Was Hegel hier schreibt
ist nämlich die Darwinsche Evolutionstheorie in einem Satz, Jahrzehnte vor
Darwin. "Alles was ist, ist vernünftig"meint: Wäre eine Erscheinung nicht vernünftig, das heißt sinnvoll,
dann hätte sie sich längst aus der Evolution gemendelt. "Alles was vernünftig ist, ist"
meint das gleiche, nur von der anderen Seite her aufgewickelt.
Baruch Spinoza
Du verstehst nicht, was ich meine, schon klar. Laß es mich
anhand von Spinoza erklären.
Von Baruch Spinoza stammt der schöne Satz: "Jede Erscheinung beweist ihre Notwendigkeit
durch ihr Dasein." Auf den ersten Blick klingt auch dieser Satz
befremdlich, bei näherem Hinsehen dagegen wird klar, daß das ganz früher Darwin ist. Religionen,
Ideen, Bräuche unterlegen wie biologische Lebewesen dem Gesetz der Auslese.
Wenn Verhaltensweisen und Verhaltensmaßstäbe sich über viele
Jahrhunderte behaupten konnten, dann können sie nicht sinnlos gewesen sein.
Eine Gesellschaft geht an sinnlosen Regeln ziemlich schnell ein [4].
Der Sinn der Regeln muß dabei allerdings nicht der Sinn sein, den ich oder du
uns wünschen. Das Dasein des Pestbakteriums beruht nicht auf meiner
Notwendigkeit. Ich kann ganz gut
ohne Pest leben, das Pestbakterium sieht das etwas anders.
William Shakespeare
Von SPD und Grünen weiß
ich aus gründlicher Erfahrung, daß sie mich verarschen werden, von der Union
und der FDP [5]
ist es sowieso klar, unklar bleibt lediglich Art und Ausmaß der Verarsche, aber
damit kommt auch ein Neurotiker klar. Das Grundgesetz des Neurotikers lautet
nämlich: Keine Experimente!
Alles muß anders werden, die Situation ist unerträglich,
aber ändern, gotzwühln: ändern! darf
sich nichts. Deswegen wählt der Narr noch jedes Mal Konservative,
Sozialdemokraten oder Grüne. DIE LINKE auch nur mal probeweise zu wählen, kommt
nicht in Frage. Es könnte sich ja - wie gesagt - was ändern.
Hamlet, Prinz von Dänemark, meint dazu:
"...dass wir die
Übel, die wir haben, lieber/ Ertragen, als zu unbekannten fliehn./So macht Bewußtsein
Feigeaus
uns allen..."
Ein Teufelskerl, dieser Shakespeare, nimmt Freud um
Jahrhunderte voraus.
Erwin Sophokles
In seiner Tragödie "König
Ödipus" hat der Kollege Sophokles geschildert, wie besagtem Ödipus vom
Orakel geweissagt wird, er werde dereinst seinen Vater erschlagen, seine Mutter
heiraten und mit ihr mehrere Kinder zeugen. Um diesem Schicksal zu entgehen kehrt
Ödipus von Delphi aus nicht mehr heim nach Korinth zu Mutter Merope und Vater Polybos
(die nicht seine biologischen
Erzeuger sind), sondern wandert stattdessen in die andere Richtung durch
Griechenland. Auf dem Weg nach Theben erschlägt er im Streit den thebanischen
König Laios, vernichtet das Monster Sphinx, das seit Jahren jeden Reisenden von
und nach Theben in höchste Lebensgefahr bringt und erhält zur Belohnung die
verwitwete Königin Iokaste zur Gemahlin. Laios und Iokaste sind nicht seine Eltern, wohl aber seine biologischen
Erzeuger, der Orakelspruch ist also deshalb wahr geworden weil Ödipus dem
Orakelspruch entgehen wollte. Eines Tages erhält Ödipus die Nachricht vom Tod
seines Vaters, eine Angst ist ihm genommen, dieser Teil des Orakelspruchs kann ihm nicht mehr passieren. Noch
aber lebt seine Mutter. Ödipus erzählt seiner Gemahlin und biologischen
Erzeugerin Iokaste vom Orakelspruch und seinem Alptraum, aus Versehen mit
seiner Mutter zu schlafen. Iokaste tröstet ihn: "Im Traum vielleicht, da sah sich mancher schon im Bett der Mutter."
He, Leute, das ist der Ödipus-Komplex, über 2000 Jahre vor
Sigmund Freud. Freud hat ihn gar nicht erfunden, er hat ihn von Sophokles
geklaut.
Bei der Gelegenheit sei erwähnt, daß die von Sophokles
erzählte Ödipus-Tragödie alles Mögliche ist, aber gerade keine
ödipaleGeschichte.
[1]Im Film gibt's das Mobiltelefon seit den
sechziger Jahren. Damals benutzte der Superagent Maxwell Smart ein Schuhtelefon,
dessen Wählscheibe in der Sohle verborgen war.
[3]Der Eintrag über unsere Erde lautet im vollen
Wortlaut: "Harmlos". Nach Protesten von eines anderen Users wurde der
Eintrag umgeändert in "Weitgehend harmlos."
[4]Vor einigen Jahren wurde in Deutschland und
Österreich sehr heftig über ein Verbot
der Beschneidung diskutiert. Die grauenvollsten Folgen der Beschneidung
wurden an die Wand gemalt. Daß in den heute jüdischen bzw. muslimischen Ländern
seit Jahrtausenden ohne schlimme Folgen die Vorhaut beschnitten wird, wurde
dabei strikt ausgeblendet. Den weiß Gott bemerkenswerten Umstand, daß man sich ausgerechnet in Deutschland um die
entfernte Vorhaut von Juden sorgt, erwähne ich dabei nur am Rande.
[5]Solltest du zufällig Österreicher sein,
kannst du getrost die österreichischen Gegenstücke der genannten Parteien
einsetzen.
Halb vier Uhr nachmittags, es hat 11,2 ˚C. Einen Tag vor Whynachten. Es muß
ein sonniger Tag sein am nördlichsten Punkt der Donau, denkst du aus dem fernen
Wien. Vielleicht haben es die letzten Ausläufer des Fön auch bis Regensburg geschafft.
Pustekuchen. Seit Tagen
schon haben wir ein Wetter grau in grau, meist mit Temperaturen um die 3 bis 4 ˚C.
Grau, grau, grau blüht der Enzian,
Wenn beim Alpenglühn
Wir uns Wiedersühn.
Mit ihren ro-, ro-, roten Lippen... eh
schon wissen.
Seit gestern ist die Tagestemperatur zweistellig. Aber,
was heißt schon Tagestemperatur... Jetzt haben wir inzwischen viertel nach
zehn abends und das Thermometer auf dem Balkon zeigt immer noch 10,9 Grad. Ich
will gar nicht wissen, wie warm es wäre, wenn es den Klimawandel doch gäbe.
Die Screenshots sind allesamt aus dem Schmuddelforum
"Fisch und Fleisch", sie sind willkürlich rausgezogen und haben
natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.
Die Kommentare nach dem Hitlergruß-Hetzbild bis jetzt sind eine Großfigur der Flegelei. 10 Kommentare hintereinander, in denen nicht ein einziges sachbezogenes Argument auch nur angedeutet ist. Pure Beleidigungen und persönliche Anwürfe. Die Kommentare stehen immer noch da, ungerügt, die Kommentatoren kommentieren immer noch, ungerügt.
Der Chinese spinnt nicht nur - hab ich das schon mal
erwähnt? - er frißt auch alles, darin dem
Franzosen ähnlich. Ich erwähne nur dieses Kack oh Waa, das der Franzose
gern empfiehlt.
Wenn du nach Fronkreisch
reist, nimm Proviant mit. Wenn du nicht aufpaßt, dann setzen dir die Frauchefraisseurs Zeug vor, das glaubst
du nicht.
Im Grunde ist der Chinese ein Schwede mit schwarzem Haar,
einer schmaleren Augenpartie und einer kürzeren Nase. Früher, als das alles
noch neu war und es noch keine Spiegel gab, hat sich jeder Chinese kringelig
gelacht, wenn er einen anderen Chinesen gesehen hat.
Das "Wie schaust denn du aus, alter Schwede!" hat
er wegen des andauernden Lachanfalls nicht mehr in richtigem Schwedisch hingekriegt,
sondern nur noch in einzelnen Silben, woraus dann die chinesische Sprache
entstanden ist. Die Schwerverbrecher haben die Chinesen früher allesamt auf die
vor der Küste liegenden Inseln verbannt, wodurch der Japaner entstanden ist.
Das ist jetzt mal mein Konzept für die Anfängervorlesung in
Ethnologie, Abt. Asien. Ich bitte um zahlreiches Erscheinen. Von barbusigen
Tempelhuren wird während der Lehrveranstaltung Reiswein ausgeschenkt. Das
Anheuern von männlichen und diversen Tempelhuren ist bei der Uni-Verwaltung
beantragt.
Eben auf Facebook gefunden - eine fast 20 Jahre alte
Zeichnung von Gerhard Seyfried.
Bitte umfahren Sie großräumig den Kiffhäuser in Thyringen. Der Sage nach soll in seinem Inneren der berüchtigte Barbar Roßhaar hausen, der nur darauf wartet, Sie in den Abgrund oder sonstwohin zu reißen.
Auch wenn ich mir
jetzt 1 Schiefern einzieh: Wegen mir könnterten sämtliche Kulturschaffende in einen unbefristeten Streik treten,
mir wärads wurscht. Es gibt inzwischen so viel gespeicherte Kunst, daß ich mit
dem Reinpfeifen eh nicht nachkämerte, selbst wenn ich ganz ausgespitzt nur vom
Allerfeinsten naschen würd. Wozu mir den "Jux"
vom Nestroy im Stadttheater anschaugen, wenn ich noch die Fernsehfassung
mit dem Qualtinger auf der Festplatte habe? Oder "Umsonst"? Freilich, im
Theater könnte ich eventuell vielleicht womöglich einen Aufriß machen, aber auf
so eine vage Aussicht hin die Stadt durchqueren? Aber wahrscheinlich werde ich
morgen sowieso seelenlos auseinanderfallen.
Bis dahin schau ich mir allerdings noch einen garantiert
nicht aktuellen Film an.
P. S.: Im übrigen beehre ich mich, dem pp. publico
anzuzeigen, daß ich in Bälde auf meinem privaten Blog "Der Franze hat gsagt" ein
Musäum der Flegeleien, Pöbeleien und der
menschlichen Niedertracht zur gefälligen Betrachtung einrichten werde. In
diesem Musäum werden unsystematisch
gesammelte, zufällig gefundene und in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisierteFlegeleien,
Pöbeleien und Beispiele menschlicher Niedertracht vorgestellt, so wie sie
im Internet-Forum "Fisch und Fleisch" immer wieder zu finden sind,
stets von wenigen Rabauken stammend. Besagte Rabauken genießen die besondere
Fürsorge der Moderation, ihre Rüpeleien werden im Regelfall nicht gelöscht,
geschweige, daß die Autoren der Flegeleien längerfristig oder gar dauerhaft
gesperrt werden.
Gelegentlich aber geschieht doch eine Löschung der
Blogbeiträge oder Kommentare, was ich bedauere. Ich möchte, daß diese
Äußerungen im Gedächtnis der Menschheit zur dauernden Mahnung erhalten bleiben.
Die Kinder, Enkel und Urenkel sollen - solange es noch Strom gibt - nachlesen
können, was für Widerlinge ihre Altvorderen sind, bzw. waren.
Gott, was war das
seinerzeit für ein Gewese, als man F. J. Strauss dabei ertappt hatte, daß er in
einer Erklärung vor dem Bundestag seine Rolle bei einem seiner zahlreichen
Skandale sehr geschönt dargestellt hatte. Genauer: Er hatte den Bundestag nach
Strich und Faden belogen.
"Belügen des
Parlamentes" rief man und zeigte große Empörung. Man tat so, als sei das
Belügen eines Parlamentes eine Sache von so unglaublicher Verworfenheit und
Verruchtheit, daß man es kaum glauben könne. Dabei weiß jeder Depp, daß die
Lüge das ganz normale Geschäft eines Politikers oder Geschäftsmannes ist. Du
giltst nämlich andererseits - auch und gerade in diesen Kreisen - als Idiot,
als kompletter, hirnloser Idiot, wenn du die Wahrheit auch dann sagst, wenn
sie zu unangenehmen Konsequenzen für dich führt.
P. S.: Im übrigen beehre ich mich, dem pp. publico
anzuzeigen, daß ich in Bälde auf meinem privaten Blog "Der Franze hat gsagt" ein
Musäum der Flegeleien, Pöbeleien und der
menschlichen Niedertracht zur gefälligen Betrachtung einrichten werde. In
diesem Musäum werden unsystematisch
gesammelte, zufällig gefundene und in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisierte
Flegeleien, Pöbeleien und Beispiele
menschlicher Niedertracht[1]
vorgestellt, so wie sie im Internet-Forum "Fisch und Fleisch" immer
wieder zu finden sind, stets von wenigen Rabauken stammend. Besagte Rabauken genießen
die besondere Fürsorge der Moderation, ihre Rüpeleien werden im Regelfall nicht
gelöscht, geschweige, daß die Autoren der Flegeleien längerfristig oder gar
dauerhaft gesperrt werden.
Gelegentlich aber geschieht doch eine Löschung der
Blogbeiträge oder Kommentare, was ich bedauere. Ich möchte, daß diese
Äußerungen im Gedächtnis der Menschheit zur dauernden Mahnung erhalten bleiben.
Die Kinder, Enkel und Urenkel sollen - solange es noch Strom gibt - nachlesen
können, was für Widerlinge ihre Altvorderen sind, bzw. waren.
Es geschah in den
sechziger Jahren, noch war Science-Fiction in Deutschland weitgehend unbekannt.
Okay, es Hans-Dominik-Romane in Hardcover, Jules Verne gab's im Taschenbuch,
die US-amerikanischen Klassiker aber kannte kein Schwanz, nicht mal Asimov,
Heinlein etc. pp. waren bekannt. Die wurden damals als Heftromane (vulgo:
Schundromane) für 70 Pfennige oder wie verkauft. Die bekanntesten Reihen waren
"Utopia" vom Pabel-Verlag und "Terra" vom Moewig-Verlag
(oder war's umgekehrt?). Aus Gründen, die ich hier nicht näher erläutern
möchte, war ich damals auf Schundromane und nur auf Schundromane fixiert und
lernte so aus Versehen die Hohe Literatur der USA kennen (das meine ich nicht ironisch).
Worauf ich hinaus
will: In einer Science-Fiction-Kurzgeschichte erwarb ein Typ die Fähigkeit, die
Sprache der Pflanzen zu verstehen.
Anfangs erfreute ihn
dies, er sprach mit den Disteln und Dornen und mit dem Kürschbaum auch, dann
aber fraß sich das Schmerzensgewimmer jedes einzelnen, hingemähten Grashalms in
sein Jehürrn. Als er den Todesschrei gefällter Bäume vernahm ging etwas in ihm entzwei
und er verfiel dem Wahnsinn, noch ehe er Vegetarier werden konnte.
Ach.
Kafka ist
Schmunzelliteratur im Vergleich.
P. S.: Im übrigen beehre ich mich, dem pp. publico
anzuzeigen, daß ich in Bälde auf meinem privaten Blog "Der Franze hat gsagt" ein
Musäum der Flegeleien, Pöbeleien und der
menschlichen Niedertracht zur gefälligen Betrachtung einrichten werde. In
diesem Musäum werden unsystematisch
gesammelte, zufällig gefundene und in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisierte
Flegeleien, Pöbeleien und Beispiele
menschlicher Niedertracht[1]
vorgestellt, so wie sie im Internet-Forum "Fisch und Fleisch" immer
wieder zu finden sind, stets von wenigen Rabauken stammend. Besagte Rabauken genießen
die besondere Fürsorge der Moderation, ihre Rüpeleien werden im Regelfall nicht
gelöscht, geschweige, daß die Autoren der Flegeleien längerfristig oder gar
dauerhaft gesperrt werden.
Gelegentlich aber geschieht doch eine Löschung der
Blogbeiträge oder Kommentare, was ich bedauere. Ich möchte, daß diese Äußerungen
im Gedächtnis der Menschheit zur dauernden Mahnung erhalten bleiben. Die
Kinder, Enkel und Urenkel sollen - solange es noch Strom gibt - nachlesen
können, was für Widerlinge ihre Altvorderen sind, bzw. waren.
Wir kennen es aus Spielfilmen und Werbespots: Eine Stimme kann angeblich ein
Sektglas zum zerspringen bringen. Was gerne ausgeblendet wird: Wieviel
einfacher ist es doch, das Glas an die Wand zu werfen? Oder andersrum: Wieviel
schlauer ist es doch, seinen Schampanninger aus hochwertigen Plastiksektflöten
zu trinken? Einen zuverlässigeren Schutz vor Sopranist*innen gibt es nicht.
____________________________________________
P. S.: Im übrigen beehre ich mich, dem pp. publico
anzuzeigen, daß ich in Bälde auf meinem privaten Blog "Der Franze hat gsagt" ein
Musäum der Flegeleien, Pöbeleien und der
menschlichen Niedertracht zur gefälligen Betrachtung einrichten werde. In
diesem Musäum werden unsystematisch
gesammelte, zufällig gefundene und in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisierte
Flegeleien, Pöbeleien und Beispiele
menschlicher Niedertracht[1]
vorgestellt, so wie sie im Internet-Forum "Fisch und Fleisch" immer
wieder zu finden sind, stets von wenigen Rabauken stammend. Besagte Rabauken genießen
die besondere Fürsorge der Moderation, ihre Rüpeleien werden im Regelfall nicht
gelöscht, geschweige, daß die Autoren der Flegeleien längerfristig oder gar
dauerhaft gesperrt werden.
Gelegentlich aber geschieht doch eine Löschung der
Blogbeiträge oder Kommentare, was ich bedauere. Ich möchte, daß diese
Äußerungen im Gedächtnis der Menschheit zur dauernden Mahnung erhalten bleiben.
Die Kinder, Enkel und Urenkel sollen - solange es noch Strom gibt - nachlesen
können, was für Widerlinge ihre Altvorderen sind, bzw. waren.
Der Weltuntergang ist ja eine ausgesprochen alltägliche
Angelegenheit, er findet täglich vielmillionenfach statt, weltweit. Wenn ich
dermaleinst sterbe, dann ist das für mich der Weltuntergang, Schluß aus, es
kommt nichts mehr nach. Es gibt kein Morgen mehr, für mich.
Die anderen, die an diesem Tag nicht gestorben sind, machen
weiter Party, wie gehabt, aber ich halt nicht mehr. Nicht, daß ich zuvor Party
gemacht hätte, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Obwohl... Ich bin bemerkenswerterweise noch nie gestorben,
es gibt also keinerlei empirischen
Nachweis meiner Sterblichkeit. Was es gibt sind lediglich mehr oder weniger esoterische
Spekulationen über meine Sterblichkeit. Sollte ich eines Tages vielleicht doch
mal tot sein, ist die Beweislage natürlich eine völlig andere, dann müßten wir
nochmal drüber diskutieren. Laß dir dann von meiner Sekretärin, dem Fräun Heleen, einen Termin
geben.
Heute Nacht war Weltuntergang. Ich
war im obersten Stockwerk eines riesigen Wolkenkratzers, ein riesiger
Wolkenkratzer halt. Dann war ich mit einer Gruppe von Ich-weiß-nicht-wem
unterwegs nach Ich-weiß-nicht-wohin, als sich die Lage dramatisch
verschlechterte. Berge türmten sich auf, andere Berge sanken in sich zusammen
oder riesige Felsen rollten den Abhang herunter, beides mit dem Effekt, daß die
Berge nicht mehr da waren, eine Minutensache. Wir flohen, keiner wußte wohin,
nur weg. Dann waren wir wieder am Wolkenkratzer. Kein Mensch mehr da außer uns.
Alles funktionierte noch so weit, auch und vor allem der Strom war noch da.
Aber keine Perspektive für uns. Keine Grünflächen draußen, nur Felsen, keine Ressourcen.
Irgendwann, bald schon, werden die Vorräte aufgebraucht sein und dann ist
Schicht im Schacht. Ich überlege, ob und wenn ja, wie ich Suizid machen soll,
beschließe dann aber doch, daß das alles nur ein Alptraum sein muß und wache
auf.
Gottlob!
Strom ist noch da, das wohl, aber
draußen ist die Landschaft weg, keine Grünflächen, nicht mal Felsen. Nur
Dunkelheit. Womöglich ist doch Weltuntergang gewesen und ich hab's nur
verschlafen.
Der Franze hat gsagt, bal amal im Schloß ein Prozeß
stattfind't, na, sagt er, geht er nach Amerika.
Und weil ich grad bei Passau bin [1],
kann ich auch gleich Reklame machen für ein Produkt, das garantiert keiner
braucht, dennoch aber viele kaufen würden, wenn sie nur erst mal von seiner
Existenz wüßten.
Berliner Luft in Dosen gab's schon mal, gibt's
wahrscheinlich immer noch. Aber patentiertes Hochwasser in einer Bügelflasche
ist das ideale Geschenk für
jemanden, der eh schon alles hat.
Wer jetzt Appetit bekommen hat [2],
der kann... das Produkt leider nicht kaufen. Es gab zwar seinerzeit mal eine
einschlägige Website, mit der das Produkt beworben wurde, aber schon auf dieser
Website war der Preis für eine Flasche Hochwasser vergessen worden. Später ist
anscheinend das ganze Projekt eingeschlafen. Schade.
Eine sinnvollere Investition als der Kauf eines Volkswagens
oder Audis wäre Passauer Hochwasser aber auf jeden Fall gewesen.
[1]Diese Überleitung ist so hirnblöd wie die
Einleitung als solche kackendreist und falsch ist.
[2] Vorsicht! Kein Trinkwasser! Manchmal treibt
im Hochwasser auch ein toter Ratz.
Wenn du von haus aus eine violina da culo [1] bist, wirst du dich natürlich weigern,
eine Coronaschutzmaske zu tragen. Es gibt zwar "Schutz" und es gibt
"Maske", weißt du aus dem zweiten Attila-Brief an die Weganer (Att. 2, 2, 17),
aber es gibt kein Corona. Trotzdem bist du ein lästiges Wimmerl und als solches
ansteckend. Ansteckende Wimmerl sind zwar lästig, trotzdem kann man sie dazu
verführen, eine Maske zu tragen.
Wenn du von haus aus Deutsch-Schweizer bist, wirst du dich
natürlich weigern, deutsch zu sprechen. Bist du kein Deutsch-Schweizer, so wirst du von dem oben verlinkten Video
natürlich nichts verstehen. In diesem Faui mußt du die deutschen Untertitel
dazu schalten.
Der leider viel zu früh totgesoffene Wiglaf Droste schrieb
einst in der taz:
Bei einer Reise durchs
Weserbergland kam ich unter anderem auch durch die Kleinstädte Boffzen und
Rinteln. In meiner Wahrnehmung aber waren das Verben: boffzen und rinteln. Ha,
dachte ich, wäre das nicht auch etwas für die Rubrik "Harte Welle" in
den Stadtmagazinen: "Junger Mann wünscht nach allen Regeln der Kunst
gerintelt zu werden. Anschließend boffzen nicht ausgeschlossen"?
Viele Jahre nach der Lektüre von Drostes Kolumne hatte ich
mein Erweckungserlebnis, nachdem mir jahrzehntelang beim Wort
"Pommern" nichts aufgefallen war: "Pommern" ist ein Verb.
Ich pommere / Du pommerst / er/sie/es pommert etc. pp.
Ich weiß bis heute nicht, was "pommern" bedeuten
könnte, bin mir aber sicher, daß es auf jeden Fall ein unanständiges Wort ist. Er/sie/es
pommert, wenn die Hormone zu blubbern beginnen. Darüber was die Wörter "vorpommern"
oder gar "hinterpommern" bedeuten will ich gar nicht nachdenken.
Besser ist's, in der Kneipe ausschweifend zu sachsen. Oder du bleibst daheim
und bayerst dir einen.
Um auch das mal klarzustellen: Ich habe mich der Elisabeth niemals unsittlich genähert! Wenn ich
es recht bedenke, habe ich mich ihr auch nicht sittlich genähert.
Eigentlich schade, trotz ihrer bezaubernden Jugend. Aber, so ist das, ich
war damals auch erst zehn und hab mich nicht getraut.
Als ich noch der Waldbauernbub war, wollte ich eine zeitlang den Moment des
Einschlafens bewußt erleben. Ich hab's damals fast geschafft, aber
Sekundenbruchteile vor dem Einschlafen bin ich eingeschlafen.
Den Trick mit dem
Einschlafen bei vollem Bewußtsein habe ich immer noch nicht raus. Derzeit
grübele ich über die für mich passenden Letzten Worte nach, also wie - zum
Beispiel - "Mehr Licht!" vom Altmeister Goethe. Führende Goethologen
meinen allerdings, der aus Frankfurt/Main stammende Meister habe "Mer
licht hier so unbequem" gesagt, sei aber wegen des sterbensbedingten
Nuschelns und seines hessischen Dialektes von den anwesenden Thüringern mißverstanden
worden.
In den dunklen
Momenten rabenschwärzester Depression fürchte ich, es werde im Augenblick
meines Hinscheidens - wenn das Leben sekundenkurz an mir vorüberrollt, ehe es
verlischt - eh kein Schwanz (oder Eckermann oder wer) da sein, meine Letzten
Worte zu protokollieren.
Eine "Fisch und
Fleisch"-Userin (m/w/d), dessen Name hier nicht genannt werden soll,
wandte ein: "Mal ehrlich, was nützen
dir die schönsten eigenen letzten Worte, wenn du nachher tot bist?"
Da hat sie natürlich
recht. Anschließendes Totsein ist gewiß der Nachteil bei der Geschichte
mit den Letzten Worten, obwohl es Leute gibt, die behaupten, es werde Zeiten gegeben
haben, in denen die Lebenden die Toten beneidet haben würden. Wie auch immer:
Wenn ich Letzte Worte flüsterte und dann doch nicht stürbe, würde ich
disqualifiziert und man würde noch eine Ewigkeit lang über mich spotten.
Von Machiavelli ist folgende - höchstwahrscheinlich
erfundene - Anekdote überliefert: Auf dem Sterbebett nimmt ihm der Priester die
Beichte ab und meint dann, er solle jetzt den Teufel und all seine Werke
verfluchen. Machiavelli soll angeblich den Kopf geschüttelt und gesagt haben:
"Dies ist nicht der Moment, sich Feinde zu machen."
Im übrigen merke ich
an: Letzte Worte werden nur dann von dir überliefert oder dich
betreffend erfunden, wenn du ein Mindestmaß an Bekanntheit erreicht hast.
Prominentsein ist für uns Menschen der einzige
Weg, auf Dauer unsterblich zu werden. Prominent kannst du werden, wenn du
dir zum Beispiel den Nobelpreis für Physik ergeierst, einfacher ist es
hingegen, wenn du dir vor laufender Kamera irgendwelche Schwänze
in Möse oder Mund oder wohin sonst stecken läßt.
Ich möchte Ihnen heute einen Dokumentarfilm vorstellen, so
altmodisch, wie ein Dokumentarfilm von früher nur immer altmodisch sein kann.
Ich sag's gleich vorneweg: Es vergehen satte 5 Minuten und 20
Sekunden. ehe der erste Satz gesprochen wird. Davor gibt es nur Impressionen, Originalgeräusche,
langsame bedächtige Bilder und eine dazu passende ruhige Musik.
Stell dir einen Moment lang vor, du wärst, vor dem Fernseher
sitzend, nur zufällig in diese Sendung geraten. Als der Schriftzug mit dem
Ortsnamen eingeblendet wurde, hast du dir gerade ein Bier eingeschenkt und
nicht hingeschaut. Du siehst nur die folgenden Worte des Titels "Die schwimmende Stadt" und siehst
dann die Bilder - 5 Minuten, 20 Sekunden lang. Was denkst du dir in dieser langen
Zeit? Was für eine Stadt!, denkst du. Bella
Italia!
Pfeifendeckel. Es ist nicht Venedig und auch sonst keine ins
Meer gebaute italienische Stadt, es ist Passau bei Österreich.
1975 hat Dieter Wieland im
Rahmen seiner Dokumentarfilmreihe "Topographie" den Film "Passau,
die schwimmende Stadt" gedreht.
Wer sich diesen Film anschauen will, sollte sich einen Sack
Zeit als Wegzehrung mitnehmen. So langsam der Film beginnt, so bedächtig geht
es weiter. Keine schnellen Schnitte, keine dynamischen Schwenks, kein aufgeregter
Kommentar. Den Text spricht Dieter Wieland selbst, er spricht keine einfachen
Sätze, gewiß, aber er spricht langsam, bedächtig, er läßt dir die nötige Zeit,
seine Sätze abzuschmecken und zu verstehen. Die ruhige Sprechweise ist beruhigend,
ohne einschläfernd zu wirken. Das ist großes, ganz großes Kino!
Wieland spricht vom heutigen Passau, vor allem aber erzählt
er dir was vom früheren Passau. Keltensiedlung, Römerkastell, Bischofssitz,
Missionszentrum.
Passau ist die Mutter Österreichs. Von Passau aus, das
seinerseits von den Römern kolonisiert und kultiviert worden war, ist die
untere Donau, bis nach - mindestens - Ungarn christianisiert und kultiviert worden.
Aber was red ich, laßt euch die Geschichte Passaus von Dieter Wielands Film
direkt erzählen.
Eine Bitte habe ich: Wenn es euch möglich ist, schaut euch
den Film am Stück an, keine Unterbrechungen. Geht vorher pinkeln und wenn das
Telefon klingelt, laßt es klingeln oder besser noch: Schaltet das verdammte Klingelphon
für eine Dreiviertelstunde aus. Und vor allem: Während ihr den Film anschaut, macht nichts anderes.
Und? Ging's?
Falls ja... Gratulation! Ich habe es nicht geschafft, ich
bin beschämt. Ich habe mir den Film bereits x-mal angeschaut und immer war was,
das mich den Film unterbrechen ließ. Nicht beim ersten Mal, klar, 1975, als ich
den Film original während des laufenden Programms angeschaut habe. Damals hatte
ich noch keinen Videorecorder, damals mußte
ich den Film noch am Stück anschauen. Eine Dreiviertelstunde fokussiert sein
auf eine Sache, damals war das
selbstverständlich, zum Lebensgefühl passend, von der Technik erzwungen.
Von früher Jugend an hatte ich davon geträumt, Filme
handhaben zu können wie Bücher, unabhängig vom Spielplan der Kinos und dem
aktuellen Fernsehprogramm. Eines Tages, so dachte ich, werden sich die Menschen
in der fernen Zukunft einen Film aus dem Regal holen können, wann immer sie
grad Zeit und Lust haben und sie werden sich den Film anschauen, solange sie Zeit und Lust haben, und so
oft sie das wollen. Ende der siebziger Jahre wurden Videorecorder auch für
Privatpersonen erschwinglich, mein Traum war lange vor der von mir erseufzten Zeit
Wirklichkeit geworden.
Heute ist es für mich in dieser Hinsicht eher traurig. Heute
ist es die Ausnahme, daß ich eine 45minütige Dokumentation, geschweige einen
anderthalb Stunden langen Spielfilm am Stück anschaue. Und - das vor allem! - ich
habe es mir angewöhnt, während des Anschauens ein weiteres Fenster offen zu
halten, in welchem ich gleichzeitig das Computer-Kartenspiel Freecell spiele [1].
So ein Verhalten ist beunruhigend, es ist pathologisch, ich
mache mir da keine Illusionen.
Ich bin in eine Zeit hineingewachsen, in der sensible
Säusler anfingen, die Gefühlskälte der Bürgerlichen Gesellschaft zu
kritisieren. Quirlige, vor Dynamik vibrierende Frauen redeten auf mich ein und
langten mir, kaum daß wir uns eine halbe Stunde kannten, an den Rücken und meinten,
Gott, sei ich verspannt, ich müßte unbedingt Entspannungsübungen machen. Meinen
Einwand, für Entspannungsübungen sei ich viel zu träge und faul, nahmen sie
nicht ernsthaft zur Kenntnis. Für sie waren Entspannung, Yoga und Meditation
eine Art Leistungssport, sie strebten danach, Hochleistungsbuddhisten zu werden.
Und wenn ich dann irgendwann - das dauerte, ich bin ein
geduldiger Mensch - grantig wurde und ihnen meinen Zorn wegen ihrer
übergriffigen Antatscherei entgegenknurrte, war das offene Ausleben von
Gefühlen plötzlich gar nicht mehr so positiv.
Inzwischen hätte ich Entspannungstraining wahrscheinlich bitter
nötig. Je älter ich werde, desto wepsiger werde ich. Wenn man freundlich ist
könnte man es auch "temperamentvoll" nennen, muß es aber nicht.
Was soll ich mir vormachen? Ich tu mir mittlerweile schwer,
bei einer Sache zu bleiben. Das ist
die berühmte Multitasking-Fähigkeit [2],
ruft einer, der von nix was versteht. Ich sollte doch froh sein, daß ich in
meinem Alter noch gedanklich so locker hin- und her-switchen könne. Ich bleibe
eher skeptisch. Multi-Tasking-Künstler, gleich welchen Geschlechts, bekommen
von allem, das sie gleichzeitig machen, nur einen Teil mit. Und "nur einen
Teil mitbekommen" heißt in letzter Konsequenz fast immer: Nichts mitbekommen.
Aber ich schweife ab, dabei wollte ich noch ein bisserl über
Passau reden.
Wenn man es genau nimmt - und man sollte es genau nehmen,
wenn es sich um Wissenschaft handelt - dann mündet nicht die Donau in das Schwarze
Meer. Sondern? Sondern der Inn.
Schau dir mal dieses Bild an:
Da kommt am oberen Bildrand die immer noch junge Donau
angeflossen und an der Ortsspitze von Passau gesellt sich der Inn dazu.
Überdeutlich sieht man die Spuren, das hellere Lehmwasser des Inn drückt das
dunkle Donauwasser regelrecht zur Seite. Hoppla, jetzt komm ich!
Welcher Narr ist damals und seinerzeit auf die Idee
gekommen, den durch den Zusammenfluß entstandenen Fluß Donau zu nennen?
Regensburg liegt an der Donau, klar, Wien und Budapest dagegen definitiv am
Inn.
Und dann war da noch der Nebel. Als Schüler war ich mal auf
einem Wochenend-Seminar auf der Veste Oberhaus in Passau (auf dem Satellitenbild
ganz oben, etwas links von der Bildmitte). Das Thema war die Sowjetunion, der
Referent war Graf Dracula oder doch einer, der ausgesehen hat, als wäre er Graf
Dracula. Es war im September/Oktober, die Nächte waren bereits ziemlich kalt,
die Erderwärmung noch nicht erfunden und die Heizung hatten sie in der
Jugendherberge nachts abgedreht. Ich hab gefroren wie ein Schneider oder wie
zwei nackerte Schuhlehrer.
Endlich war die Nacht vorbei, der Sonntag war angebrochen. Ich
ging hinaus, um einen Blick auf die tief unter mir liegende Stadt zu werfen. Die
Sonne war bereits aufgegangen, es war wolkenlos, hell, aber Passau war weg. Wo
Passau hätte sein müssen, war ein Nebelmeer. Schneeweißer Nebel im Sonnenschein
zwar, aber eben doch Nebel. So muß sich Beowulf, der Held, gefühlt haben,
damals in grauer Vorzeit, als
unsere alt gewordene Welt noch jung und bunt war und erfüllt von Leben.
Ich atmete tief durch, genoß den Anblick. Heilige Schauer
durchrieselten mich, als mit einem Male die Glocken zu läuten anfingen, ein Klang,
der mahnend aus dem Nebel kam: "Jesus
Christus ist unser Herr." Und dann erschien ein Kreuz. Nichts als ein aus dem Weißen Meer ragendes Kreuz,
dazu das christkatholische Sonntagsläuten. Wäre ich nicht schon katholisch gewesen,
ich hätte mich unverzüglich taufen lassen. Und dann eine Zwiebel unter dem Kreuz
und noch ein Kreuz und noch eine Zwiebel, und immer noch die
Sonntagsglocken.
Zwei Monate später ritt ich mit meinem Heer in Jerusalem
ein, nachdem ich zuvor die heidnischen Muselmanen niedergemetzelt hatte. Nie
war Religion schöner.
[1]Im übrigen das einzige Computerspiel, das ich spiele.
Es ist schon eine Weile her, gewiß, da traf ich eine Frau.
Sie sagte mir ihren Namen und ich sagte ihr auf den Kopf zu, daß ihr Vater oder
doch zumindest ihr Großvater ein Maurer gewesen sei. - Woher ich das wisse,
wollte sie wissen und ich weihte sie ein. Myrtle
ist als weiblicher Vorname ein wenig aus der Mode gekommen, das wohl, früher
aber sei dies ein häufiger Name für die Töchter von Maurern gewesen.
Mein Frau hatte mir einst erzählt, sie habe sich als Kind
öfter mal gewundert, wieso man in amerikanischen Filmen höherrangige Soldaten
gerne mit Körnel anredete. Meist
seien diese Figuren eher bärbeißige, mißmutige Gestalten gewesen und eine
neckische, lustige und verniedlichende Bezeichnung wie eben Körnel habe so gar nicht zu ihnen
gepaßt.
Jahre später, sie war inzwischen eine erwachsene Frau
geworden, ist sie nach einem Besuch bei mir an einer Bundeswehr-Kaserne
vorbeigekommen. Hinter dem Maschendrahtzaun
wurde gerade eine Gruppe Rekruten gedrillt, der Spieß,das heißt der ausbildende Unteroffizier, hatte - ausweislich
seines Namensschildchens an der Uniform - den Namen Meusel gehabt. Auch nicht leicht, mit diesem Namen die Disziplin in
der Truppe aufrechtzuerhalten.
Ich habe mich noch stets geweigert, deutsche Grammatik zu
lernen, weil, so dachte ich mir als Grundschüler, wozu? Deutsch kann ich eh so
gut, daß noch die Lehrerin von mir lernen kann. Zu was wäre es also gut, wenn
ich Tunwörter "Tunwörter" nennen lerne?
Bei Englisch machte ich das Gleiche, denn die englische
Grammatik ist noch viel, viel leichter als die deutsche. Als dann Latein als
zweite Fremdsprache kam, wiederholte sich das Spiel. Das war keine so gute
Idee, wie jeder weiß, der jemals Latein gelernt hat.
Vor wenig mehr als einer Woche war ich der Herrscher der
Welt. Bei einem der Spaziergänge durch mein Reich kam ich eines Tages
(zufälligerweise?) an den Rand meines Reiches, das heißt an den Rand der Welt.
Vom Weltall, das sich hinter der Grenzwand befinden mußte, sah man nichts, denn
die Grenzwand war innen [1]
mit einer Himmelstapete beklebt. An einer Stelle der Wand befand sich jedoch
eine unbeschriftete Tür. Nichts macht so neugierig wie eine unbeschriftete Tür,
mich jedenfalls. Ich drückte die Klinke, die Tür war nicht verschlossen und ich
öffnete sie. Draußen war der Weltraum, was zu erwarten war, wir kennen das von
älteren Darstellungen.
Was mich dagegen überraschte, war die Sonne. Nicht,
daß sie da war, sondern daß sie fast direkt vor der offenen Haustür stand,
vielleicht zwei, fünf, zehn Kilometer von mir entfernt. Das ist eine tüchtige
Wegstrecke, wenn man sie zu Fuß zurücklegen muß, im kosmischen Maßstab aber ist
das ein Klacks, was sag ich: ein Kläckschen. Es war eine vergleichsweise
kleine Kugel, bestehend aus ganz, ganz vielen verschiedenfarbigen
Kügelchen, die geschäftig durcheinander wuselten. Während ich noch das
Geheimnis des Kosmos direkt betrachtete, während ich mich wunderte, daß die
Hitze der Sonne mich und die Welt, deren Herrscher ich war, nicht versengte,
kamen klappernde Schritte von vielen Menschen hinter mir näher. Die Menschen
hinter den klappernden Schritten waren entsetzt, sie schalten mich einen Narren [2],
weil ich die Tür nicht sofort zugeschlagen hätte, so daß wir der unerträglichen
Hitze (die neben mir auch keiner der anderen Anwesenden zu verspüren schien)
schutzlos ausgeliefert waren. Auch könne, so hieß es, das Nichts des Universums
in unsere Welt eindringen.
"Genug
ist nicht genug, 'genug' kann nie genügen." - Diese Liedzeile von
Konstantin Wecker habe ich damals in den siebziger Jahren als Loblied
auf die unbändige, überschäumende Lebensfreude der
Jugend angesehen. In Wirklichkeit ist es die Hymne des süchtigen Menschen auf
seine Sucht. Der Satz beschreibt mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit [1]
den Mechanismus von süchtig entartetem [2]
Verhalten [3].
Sucht ist immer der Ersatz für ein
nicht befriedigtes Bedürfnis. Ersatz ist stets
ungenügend, in welcher Dosis immer man den Ersatz auch konsumiert.
Genau: Genug ist nicht genug, 'genug' kann nie genügen.
Als dann Mitte der neunziger Jahre bekannt
wurde, daß Wecker kokainsüchtig ist, paßte das wie der Schlüssel zum Schloß.
[1]Umsoerstaunlicher ist es, daß ich Jahrzehnte (und das als Sucht-Psychologe!)
brauchte, den Satz von Wecker kippen zu lassen und ihm eine andere,
höchstwahrscheinlich treffendere Bedeutung zu geben. Die allermeisten Menschen
haben im übrigen diesen Zusammenhang zwischen Weckers Worten und der Sucht bis
heute nicht erkannt.
[2]Mit "entartet"
spiele ich nicht auf das Nazi-Wort von der "entarteten Kunst" an, sondern
auf die Verwendung des Begriffes "entartet"
in den Naturwissenschaften
[3]Zur Sucht braucht es keinen Suchtstoff, jedes menschliche Verhalten kann süchtig entarten, sogar die Arbeit
(Ärwad).