In der Alten Zeit, da die Welt zwar auch nicht mehr gut,
aber doch besser war als die Welt von heute, stellte ich einen kleinen,
harmlosen (wie ich dachte) Blogbeitrag ein:
Kindersex
- Schockierend!
Mir doch Banane. (Man achte auf die rechte Hand
des Mädchens.)
Für diesen kleinen, harmlosen (wie ich dachte) Blogbeitrag
wurde ich heftig gerügt: "Du denkst an Sex, wenn du die rechte Hand des
Mädchens siehst? (...) ...aber wenn ich das Mädchen sehe und auf ihre rechte
Hand blicke, denke ich nicht an Sex."
"Du wirst lachen",
schrieb ich zurück, "auch ich habe auf die rechte Hand des Mädchens
geblickt und nicht an Sex gedacht. Ich habe das Bild vor etlichen Jahren im
Netz gefunden und mir ist natürlich sofort die Banane aufgefallen, welche das
Mädchen dem Jungen in den Mund steckt. Das kommt davon, wenn man zu viel von
und über Freud liest, den alten Schla-Wiener.
Vor einigen Jahren
habe ich das Bild schon mal als Kuriosität eingestellt - nicht hier, sondern in
einem Forum, in dem vorzugsweise User mit Nie-Woh verkehren - und ein Leser hat
mich auf die Handhaltung des Mädchens aufmerksam gemacht. Nanu?, dachte ich bei
mir, was soll da sein? Es hat etliche Sekunden gedauert, bis mir klar geworden
ist, wie anzüglich die Pantomime des
Mädchens ist, und zwar an genau jener Stelle, an der sich der erigierte Penis
des Jungen hätte befinden müssen, wäre der Junge für einen erigierten Penis
nicht doch etwas jung gewesen. Aber, wie das gelegentlich so ist, wenn du mal
etwas erkannt hast oder glaubst, etwas erkannt zu haben, wirst du die Gedankenverknüpfung nie mehr los."
Eine andere
Geschichte, damals wohnte ich aus beruflichen Gründen vorübergehend bei meiner
Mutter. Ich hocke also eines Tages beim Abendessen in der Küche, während meine
Mutter im Wohnzimmer gerade eine Vorabendserie mit Werbeumrahmung guckt.
Plötzlich höre ich vom Fernseher einen Sprecher fröhlich quaken: "Verbotene Liebe mit Maggi-Tomatenketchup macht
einfach Spaß".
Eine ganze Weile sitze
ich da wie vom Donner gerührt, entschließe mich dann aber, das Ganze auf einen
Hörfehler meinerseits zu schieben, zu unglaublich erscheint mir das Gehörte.
Tags drauf jedoch, gleiche Szene, gleicher Spruch. Und diesmal habe ich mich
mit Sicherheit nicht verhört.
Ich möchte mich jetzt
nicht weiter drüber auslassen, wie "verbotene Liebe mit
Maggi-Tomatenketchup" rein technisch aussehen könnte, gestatte mir in
diesem Zusammenhang lediglich die Anmerkung, daß es für den männlichen
Maggi-Liebhaber möglicherweise - im Wortsinne - sehr eng werden könnte. Aber
gut: Jeder Erwachsene kann und muß wissen, was er macht und vielleicht ist in
diesen Zeiten von AIDS der Sex mit Tomatenketchup tatsächlich die gesündere
Alternative zu promiskem Geschlechtsverkehr mit Frauen oder Männern, gleich
welchen Geschlechts.
Kann sein.
Was ich aber nicht -
und zwar überhaupt nicht - verstehen kann, ist die Tatsache, daß man einen
dermaßen frivolen Werbespot im Vorabendprogramm bringt, zu einer Zeit also, da
viele Jugendliche, ja Kinder, noch fleißig am Gucken sind. Man muß die Kids
doch wirklich nicht auf derartige Gedanken bringen!
Es gab mal Leute - und
es gibt sie dem Vernehmen nach immer noch - die Tomatenketchup essen. Vielleicht sollte die Firma
Maggi ihre Kunden mal darauf
aufmerksam machen.
Ich hab öfter mal
völlig alberne Assoziationen. Oft ist das nur ein Scherzlein, manchmal nicht
einmal das. Ab und an wird ein interessanter Gedankengang draus. (Das hier ist
sicher nur ein Scherzlein, wenn überhaupt.)
In der Schule habe ich
erstmals den "Bolero" von Maurice Ravel gehört und war sofort
fasziniert. Ein eigentlich wahnsinnig langweiliges Stück (letztlich immer die
gleiche Tonfolge), das aber trotzdem alles andere als langweilig ist. Das knistert.
Jahre später habe ich gelesen, der "Bolero" sei vertonter
Geschlechtsverkehr, Geschlechtsverkehr aus der Perspektive des Mannes. Ich
hörte mir das Stück daraufhin wieder mal an - tatsächlich. Immer das gleiche,
aber immer ein bisserl anders, schön langsam immer heftiger werdend,
schließlich heftiges Rabumms, Rabumms - aus. Und dann ratzt der Saukerl
wahrscheinlich weg, während die nunmehr entspannte Frau eigentlich noch über
das Versmaß im klassischen Sonett diskutieren wollte.
Ähnlich ist es mit dem
Heideröslein von Goethe, von selber wär ich nie darauf gekommen, daß hier die
Geschichte einer Vergewaltigung erzählt wird. Aber natürlich ist es genau das,
Ein Gedicht darüber, wie jemand eine Blume pflückt und darüber mit der Blume
ein Gespräch führt, wäre auch wirklich grundalbern.
Und dann war da noch
die Sache mit den Türmen der Frauenkirche in München. Vor einigen Jahren war
ich in München in einem Beratungsgespräch, anwesend waren der Klient und eine
junge Kollegin, die hospitierte. Das Gespräch war an einem toten Punkt
angelangt und ich deutete mit unendlich müder Geste (in welche ich den ganzen
Weltschmerz des Wiener Fin de Siècle
legte, den André Heller so anmutig zu zelebrieren wußte) nach hinten, wo die
Türme der Frauenkirche, etwas über einen Kilometer Luftlinie entfernt zu sehen
waren. "An einem diesigen Tag wo heute, wo man Einzelheiten nicht mehr so
genau sieht, schauen die Türme tatsächlich wie erigierte Penisse aus."
Sowohl der Klient als auch die Kollegin schauten mich irritiert an. "Jetzt
dreht er durch!" mochten sie wohl denken. So hätten sie die Türme noch nie
gesehen, erfuhr ich auf Nachfrage. Oha! Ich versuchte einzulenken und meinte,
locker parlierend, die meisten Leute sähen die Zwillingstürme wohl tatsächlich
eher weiblich, wobei ich mit einer Geste weibliche Brüste vor meinem eher
flachen Oberkörper andeutete. Auch diese Assoziation, erfuhr ich nun, sei ihnen
noch nie in den Sinn gekommen, sagten mir die beiden. Von nun aber, so meinten
sie übereinstimmend, würde ihnen diese beiden Assoziationen auf ewig anhaften.
Jö, dachte ich mir,
jetzt hast du zwei unschuldige Menschenherzen infiziert.
Andererseits...

Von Sigmund Freud, den
man seinerzeit in Wien als den "Lustlümmel aus der Berggasse"
bezeichnete ist der Spruch überliefert: "Manchmal ist eine Zigarre eben nur eine Zigarre."
Ich merke grad, daß
Freud meinem zigarrerauchenden Opa sehr ähnlich schaut, meine dazugehörige Oma
übrigens dem Hans Moser.
Dem Schweinen, sag ich seit Jahren, ist alles Schwein. Vor wenigen
Monaten erfuhr ich dann, daß der Spruch von Friedrich Nietzsche stammt: "Dem Reinen ist Alles rein - so spricht das
Volk . Ich
aber sage euch: deN Schweinen wird Alles Schwein!" ("Also
sprach Zara Thustra", Bd. 3. Chemnitz, 1884.)
Und schon - schawupp! - war ich als Guttenberg
entlarvt, wiewohl ich unschuldig bin.