Dienstag, 30. September 2008
Sammy und Lola und der Präsident
Das hier sind meine zwei Mädels, d. h. sie waren es. Die rechte, die arme Lola, ist inzwischen leider gestorben.
Montag, 29. September 2008
Die Schweiz und die Niederlande
In der Newsgroup de.etc.sprache.deutsch stellte ich im November 2007 mal die Frage:
"Die Niederländer haben ihren Dialekt (oder genauer: einen ihrer niederdeutschen Dialekte) zur Hoch- und Schriftsprache gemacht, mit verbindlicher Rechtschreibung und Grammatik und all dem. In der Schweiz ist das ausgeblieben. Hat einer eine Idee, wieso?"
Und bekam zur Antwort: "Kleiner Tipp: Schau Dir mal die Topographie an."
Mehr kam nicht, so daß ich mir den Sinn selbst zusammenreimen mußte. Allerdings - nach meiner Erklärung müßte es mit Holland und der Schweiz eigentlich genau andersrum sein:
Die Niederlande sind flach, ständig kommen irgendwelche Deutschen über die Grenze geschlappt, weil es sich so leicht geht dort. Und sie plappern mit den Holländern und weil es so viele Deutsche sind, vergißt der Holländer, daß er eigentlich eine neue Sprache erfinden wollte.
Die Schweiz dagegen ist gebirgig, hoch gebirgig. Wer davor steht, frägt sich natürlich, ob er da wirklich reingehen will, über all diese hohen Berge. Und die Eingeborenen schauen auch nicht vertrauenerweckend aus, lauter seriöse Leute mit Schlips, die dir ein Nummernkonto aufschwatzen wollen. Bis zum Alpöhi im Oberen Emmental schafft es der Wanderer ohnehin nicht. Allenfalls der eine oder andere Wanderer, der vom Wirt an der Grenze erfährt, daß hinter der Schweiz Italien liegt, wird sich seufzend dazu entschließen, Schweizer Boden zu betreten. Und er wird schweigend und raschen Schrittes danach trachten, die Schweiz zu queren. So erfährt nie ein Schweizer, daß es sowas wie eine deutsche Sprache gibt.
Das lehrt mich die Topographie.
Sonntag, 28. September 2008
Justizreform - Strafrecht
Justizreform - Straßenverkehr
Weisheit & Alter
Als Kind und Jugendlicher hat man mich gelehrt, die Weisheit des Alters, die Weisheit der Alten zu respektieren. Als Kind und Jugendlicher war ich mir schmerzhaft meiner Grenzen bewußt, das ging schon mit der Rechtschreibung los. Zwar wußte ich damals schon, wie man ein Wort richtig schreibt, aber ganz sicher war ich mir nie. Und ich habe den Lehrer bewundert, der ganz genau wußte, welche Schreibweise er rot anstreichen mußte und welche nicht.
Jahrelang habe ich auf das Kommen dieser Weisheit gewartet und muß nun an der Schwelle zum echten und richtigen Alter erkennen, daß es wohl doch nur eine Propagandalüge war, die einst erfunden wurde, damit die Senioren vom Stamm nicht mehr erschlagen und aufgefressen wurden; was natürlich seinerseits schon wieder ein Zeichen für Weis- und Schlauheit ist und für die Einfalt der Jüngeren, die diese Story geglaubt haben.
Nun könnte ich mir zwar mit der Theorie behelfen, es sei nur bei mir so, daß die Weisheit nicht und nicht kommen will, aber wenn ich mir anschaue, was andere Leute in meinem Alter und darüber so von sich geben...
Donnerstag, 25. September 2008
Lasagne al Porno
Dienstag, 23. September 2008
Früher, mei früher...
In den Naturwissenschaften und der Technik verläuft ganz ohne Frage und ernsthafte Zweifel die Entwicklungslinie des menschlichen Geistes konsequent von unten nach oben. Es ist ja auch mit den Händen zu greifen. Ein modernes Auto ist einfach schneller, bequemer und überhaupts als das Auto von Carl Benz, die - immerhin schon gefederte - Kutsche der Goethezeit oder gar die ungefederte Kutsche aus noch früheren Zeiten.
Was aber nun die Geistes- und Kulturgeschichte angeht, so sieht man hier die Entwicklungslinie günstigstenfalls horizontal laufen (Donnerwetter, die haben früher aber schon genauso saustarke Stories geschrieben wie heutzutage), meistens aber sieht man sogar eine von oben nach unten verlaufende Linie: Stücke, wie sie Goethe schrieb, kann heute keiner mehr schreiben, und dem Vergleich mit Euripides und Sophokles kann seit Moliére und Shakespeare sowieso keiner mehr standhalten. Eigentlich komisch. Wieso eigentlich sollte auf dem Gebiet der Kunst kein Fortschritt - kein technischer Fortschritt, meine ich - zu beobachten sein?
Ähnliches ist im übrigen zu beobachten bei moralischen Kategorien. Seit den ersten bekannten schriftlichen Aufzeichnungen auf den babylonischen Keilschrifttafeln, seit dem Gemäre dieses unsäglichen Cato ist es ein ständig wiederkehrender Topos, daß es mit der heutigen Jugend auch nicht mehr weit her wäre, daß ein ständiger Sittenverfall zu beobachten sei.
Und selbst wenn diese Ach-wie-war-es-früher-schön-Prediger denn recht hätten, eines vergessen sie regelmäßig: Daß es nämlich sie selbst waren, welche die Welt so verändert haben, daß sie eine zu nichts mehr taugende Jugend produziert.
Montag, 22. September 2008
Zeitschiene mit Programmatik füllen
Zeitmaschine
An der Startbahn West auf den Fischer Joschka deuten und sagen, dies sei der künftige Außenminister, der erste, der die Bundeswehr in einen Krieg schicken wird. Oder bei einer DKP-Versammlung erzählen, daß in den Neunzigern der Krenz Egon sich eine Existenz als Unternehmensberater aufbaut. Oder daß der Schily als der toughste Marshal von Tombstone in die Geschichte des Wilden Westens eingehen wird.
Zwei Schachteln Gitanes ohne Filter
Rauchende Tankwarte
Als ich das erste Mal nach Italien in Urlaub gefahren bin, standen an den Autobahntankstellen spätestens ab Rom die Tankwarte grundsätzlich mit brennender Zigarette am Gerät. Die Vision einer in den nächsten Minuten explodierenden Tankstelle hat mich dazu veranlaßt, entnervt weiter zu fahren, um an der nächsten Tankstelle dieselbe Situation vorzufinden. Inzwischen lebe ich seit fast neun Jahren in Italien, deutlich südlicher als Rom, und habe die Erfahrung gemacht, daß eine offensichtlich wichtige Einstellungsvoraussetzung für einen Tankwart (SB-Tankstellen gibt es hier in Süditalien nur wenige) der Umstand ist, daß er Kettenraucher sein muß. Wann immer du vorfährst, nahezu immer hat mindestens einer der beiden Tankwarte eine brennende Zigarette im Mund. Das fällt mir inzwischen kaum noch auf. An Berichte über brennende und explodierende Tankstellen in Italien kann ich mich nicht erinnern...
Heimat und Wegwerf-Maximen
Wenn ein Politiker in Parlament und Nadelstreif eine Rede zur Wirtschaftspolitik hält, wird er über kurz oder lang fast zwangsläufig auch auf die Arbeitsmarktpolitik kommen. Und er wird - fast zwangsläufig - die Mobilität betonen, die in diesen Zeiten so wichtig sei. Nicht nur die berufliche Mobilität, sondern auch und nicht zuletzt die räumliche Mobilität. Wenn in Flensburg keine Schweißer mehr gebraucht werden, wohl aber in Berchtesgaden, dann könne es doch nicht zuviel verlangt sein, wenn der Herr Schweißer seine Sachen packe und samt Familie nach Berchtesgaden ziehe.
Hält derselbe Politiker in Bierzelt und Trachtenanzug dagegen eine kulturkritische Rede, wird er - fast zwangsläufig - die Bedeutung betonen, welche die Verbundenheit mit dieser Heimat für uns alle bedeutet. Beklagen wird er, daß in diesen Zeiten die eigene Heimat nicht mehr viel gilt, daß viel zu viele sich allzu bereitwillig entwurzeln ließen und jetzt wurzel- und damit ziellos in den Abgrund taumelten.
Das erste ist die Nadelstreif-Maxime, das zweite die Trachtenanzug-Rhetorik. Beides sind Wegwerf-Maximen, Maximen also von hohem moralischen Rang, die ich für eine bestimmte Argumentation in Anspruch nehme, um sie sofort anschließend wieder zu vergessen, weil sie mir bei anderer Gelegenheit schwer im Weg stehen.
Bronson
Sind Könige Mörder?
Monarchische Herrscherhäuser entstehen aus dem Adel. Der Adel war eine Kriegerkaste, die sich und ihre Eigenschaften edel, edelig, adelig nannte. Diese Berufskrieger beherrschten den Stamm, einschließlich der besiegten anderen Stämme, denn alle Macht kommt von der Klinge des Schwertes. Jener wiederum aus dieser Gruppe, der sich als der stärkste, brutalste, hinterhältigste - also: edelste, edeligste, adeligste - von allen erwiesen hatte, beherrschte den herrschenden Adel und nannte sich König (oder Häuptling oder Fürst oder wie immer).
Sonntag, 21. September 2008
Anarchie
Der Weg ist das Ziel
Zur Vorgeschichte: Im Sommer/Herbst 2003 hatte ich im Usenet in der dafür zuständigen Gruppe de.admin.news.groups den Antrag auf Einrichtung einer neuen Newsgroup zum Thema MPU gestellt. Es gab sehr, sehr heftige Diskussionen, der Antrag wurde schließlich abgelehnt, da die Mehrheit die Notwendigkeit einer solchen Newsgroup nicht erkennen konnte. Die Quote positiver zu negativer Stimmen war dabei neuer Usenet-Rekord. Noch nie zuvor ist ein Antrag so einhellig abgelehnt worden. (Ich glaube, der Rekord hält immer noch.)
Ich nahm abschließend dazu Stellung, schlug dabei einen versöhnlichen Ton an:
- Andererseits: Alles in allem hatte mein Antrag doch einen ziemlich hohen Unterhaltungswert, alle haben sich köstlich amüsiert. Mehr, glaube ich, darf man von einem Antrag auf Einrichtung einer neuen de.Newsgroup nicht erwarten.
- Doch, die Einrichtung einer Gruppe. Mit sinnvollen Vorschlägen und nichtbeleidigendem Verhalten klappt das auch.
- Schon der Heilige Konfusius sagt: "Der Weg ist das Ziel". Stell dir vor, ich wäre von Anfang an auf der netten und freundlichen und nichtbeleidigenden Schiene gefahren - dann hätten wir jetzt eine neue Newsgroup, die nach der Mehrheit der Abstimmenden eigentlich ausgesprochen überflüssig ist.
Lüge
Schwarze Katze
Samstag, 20. September 2008
Frisierte Zahlen
Bedient hat mich dort, ausweislich eines Schildchens mit Lichtbild ein Fräulein Klaudia (mit "K", tatsächlich). Fräulein Klaudia, noch jung an Jahren aber sichtlich kein Lehrling mehr, gab mir das Gewünschte. Dann nahm sie sich ein Rechnungsformular, schrieb darauf "2 x 13,50 DM" und akkurat darunter noch mal das Gleiche. Anschließend kramte sie in einer Schublade und holte daraus einen Taschenrechner hervor, die Gesamtsumme auszurechnen.
Noch vor dem ersten Tastendruck weihte ich sie in das Geheimnis ein. Mit einem 50-DM-Schein und einer Fünfmark-Münze wedelnd sagte ich ihr, daß die Gesamtsumme 54,00 DM betrage. Sie aber, die vielleicht einen Betrüger in mir vermutete, vielleicht auch nur konsequent das Begonnene vollenden wollte, ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie tippte ein und tippte ein und verkündete schließlich frohgemut, die Gesamtsumme betrage 66,00 DM. Ich widersprach und beharrte auf meinem Rechenergebnis. Sie blickte mich an, fand ihren Verdacht, einen Betrüger vor sich zu haben, womöglich bestätigt und machte sich erneut daran, ihren Taschenrechner um Rat zu fragen. Diesmal ging sie gründlich vor und ließ nach bemerkenswert langer Zeit für eine so einfache Operation triumphierend verlauten, ich hätte 63,00 DM zu bezahlen.
Eine Kollegin, die wohl mit halbem Ohr unser Gespräch belauscht hatte, riet Fräulein Klaudia, sie solle doch den Taschenrechner nehmen. Das, verkündete diese, habe sie schon, der Taschenrechner sei aber offensichtlich kaputt. Eine verwegene Theorie, liefern doch Taschenrechner nach aller Erfahrung entweder ein richtiges Ergebnis oder sie sind - weil die Batterie schon am Ersterben ist - gar nicht mehr sinnvoll zu bedienen.
Wie auch immer: Fräulein Klaudia nahm sich einen Stift und rechnete die Summe von Hand aus. Wie sie das machte, bleibt rätselhaft angesichts von "2 x 13,50" zweimal untereinander geschrieben.
Wie immer sie es machte, sie machte es und kam diesmal auf kühne 36,00 DM. Das wäre mir zwar durchaus recht gewesen, aber ich wollte niemand betrügen und beharrte auf 54,00 DM. Sie - allmählich ungeduldig wegen soviel Rechthaberei meinerseits - nahm sich die Rechnung nochmal vor und kam jetzt auf 34,00 DM.
Diesmal gab ich nach. Sie würde 34,00 DM in die Registrierkasse tippen, der Betrag würde also stimmen, die Differenz von 20,00 DM ginge demnach zu Lasten der Firma, die mir solvent genug schien, den Verlust zu verkraften. Diskret steckte ich die Fünfmark-Münze weg und gab dem großzügigen Fräulein Klaudia den Fünfzigerschein zum Wechseln. Sie nahm ihn, griff in die Kasse und gab mir 26,00 DM zurück.
Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, die damit zusätzlich geschenkten 10,00 DM auch noch einzustecken, dann aber siegte die Klassensolidarität zwischen uns zwei Werktätigen. Diesen Fehlbetrag würde wohl das Fräulein Klaudia oder die Gesamtheit der Angestellten ausgleichen müssen, weil in der Kasse ja 34,00 DM eingetippt waren.
Soviel zum Thema "Bildungsnotstand".
P. S.: Diese Geschichte ist wahr und selbst erlebt, nichts ist erfunden. Sogar die Zahlen sind authentisch, ich habe mir alles noch im Auto, vor der Heimfahrt, notiert.
Amerikanische Wissenschaftler
Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, daß 95 % aller Meldungen, die mit "Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt..." beginnen, Unfug sind.
Fabrikhalle
Was mag wohl dieses Bild darstellen? Wenn du nicht so ganz genau hinsiehst, magst du es auf den ersten Blick für einen Ausschnitt aus einer Werkshalle halten. Diese kühle, blitzende Eleganz, die dich frösteln läßt. An diesem eiskalten Eindruck vermag auch die merkwürdige Pflanze im Vordergrund wenig zu ändern. Genau genommen verstärkt sie den Eindruck bloß, weil natürlich durch den Kontrast die Wirkung des blitzenden Metalls nur umso stärker rauskommt.
Und dann die Werkshalle aus einer anderen Perspektive und mit "Arbeiterin". Es ist ein Fitness-Studio, verdammt, tatsächlich ein Fitness-Studio. Und was das wirklich Verrückte an der Sache ist: die beiden Fotos stammen nicht etwa aus einer kritischen Illustriertenreportage über eiskalte Fitness-Studios, sondern aus einem Werbeprospekt eines Fitness-Studios.
Abenteuerlich, so was! Da verbringen die Leute ihre Arbeitstage in irgendwelchen Fabrikhallen, wo irgendwelche Maschinen vor sich hinstampfen oder in Büros, wo blitzende Computer ihnen einen fremden Rhythmus aufzwingen - und kaum sind sie draußen, in der heiß ersehnten Freizeit, setzen sie sich in ihre Autos, fahren zum nächsten Fitness-Center und setzen das enervierende rhythmische Stampfen fort. Aber was willst du auch von Leuten erwarten, die sich freiwillig in einer Disco dem Stampfen der Techno-Music aussetzen?