Sonntag, 6. Februar 2022

People of Color

Zur Erklärung: Ich habe in einem anderen Forum eine Antwort an einen User etwas ausführlicher formuliert, als dies im Social-Media-Gegrunze üblich ist. Das Programm dort hat mir meine Antwort bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, darum also hier.

 

 @KW

5. Februar 2022 um 11:26 | #

Oh je Herr Heinrich, ganz schöner Rundumschlag wie mir scheint.

Das kommt von meiner Neigung, meine Meinung nicht nur in einem Fünf-Wort-Satz hinzugrunzen, sondern sie - gegebenenfalls auch ausführlich - zu begründen.

Da Sie mich direkt angesprochen haben,...

Ich habe Sie gar nicht direkt angesprochen, ich habe Ihre Äußerung lediglich zum Anlaß für meine Ausführungen genommen. Das "@KW" dient nur dazu, klarzumachen, auf welches Vorposting sich mein Kommentar bezieht.

PoC bezeichnet halt nun mal einigermaßen neutral...

"People of Color" ist ALLES ANDERE als "einigermaßen neutral". "People of Color" trennt die Menschen in die Minderheit der weißen Referenzmenschen [1] einerseits und andererseits all die anderen, die so rummenscheln. Es gibt tatsächlich Leute, die verwenden das Begriffspaar "Weiße" und "Nichtweiße", einige Wissenschaftler, die sich einreden, kritisch zu sein, entblöden sich nicht, ihr Fachgebiet "Weißseinsforschung" [2] zu nennen.

"Einigermaßen neutral" war in den Fünfzigern bis weit in die achtziger Jahre hinein, das Wort "Neger". Es gab kein anderes sachlich beschreibendes Wort für einen sehr dunkelhäutigen Menschen vom afrikanischen Typus. "Schwarzer" hatte in meiner Jugend einen (leicht) diskriminierenden Beiklang. Ich verwende das Wort bis heute nicht. Wenn Sie sich die legendär gewordene Rede "I have a dream" von Martin Luther King anschauen oder -hören, werden Sie merken, mit welcher Selbstverständlichkeit King das Wort "negro" verwendet, gleiches gilt für Malcolm X.

In den dreißiger Jahren hatte sich das schwarze Selbstbewußtsein im Begriff der "Négritude" geäußert, Einer seiner Wortführer, Aimé Césaire, hat kurz vor seinem Tod 2008 in einem Interview gesagt "Nègre je suis, nègre je resterai" (Ich bin ein Neger und werde immer ein Neger bleiben). In den fünfziger und sechziger Jahren, während der Bürgerrechtsbewegung ("black is beautiful") in den USA hat sich das Wort "negro" zur stolzen Selbstbezeichnung eines gewachsenen schwarzen Selbstbewußtseins gewandelt. Und jetzt, ERST JETZT, kamen auf einmal Leute daher und sagten, man dürfe nicht mehr "Neger" sagen, "Neger" sei ein diskriminierendes Wort. Und sie haben es geschafft, sie haben es tatsächlich innerhalb weniger Jahrzehnte geschafft, den Negern das stolze Wort "Neger" von den Lippen zu nehmen und mit einem Pesthauch zu überziehen.

...diejenigen Menschen, die sich überhaupt von Begriffen wie “Mohr”, “Ne…”, “Ni…” etc. diskriminiert fühlen oder fühlen können. Aus gutem Grund werden all die o.a. in Anführungsstriche gesetzten Worte von halbwegs aufgeklärten Menschen nicht mehr verwendet und durch das vergleichsweise neutrale “PoC” ersetzt. 

Haben Sie es gemerkt? Das Wort "Mohr" schreiben Sie noch aus, die Wörter "Neger", gar "Nigger" können Sie nicht mal mehr in Anführungszeichen hinschreiben. Manche Leute schreiben auch "N-Wort" statt "Neger". Du lieber Heiland, wenn ich über Wörter und Wortgebrauch diskutiere, muß ich natürlich die in Rede stehenden Wörter hinschreiben. Um klarzumachen, daß es nicht MEIN Wortgebrauch ist, setze ich das entsprechende Wort in Anführungszeichen, aber ich schreibe es hin. Wenn ich darüber diskutiere, ob ich die an vielen alten Kirchen (übrigens auch dem Regensburger Dom) angebrachte "Judensau" entfernen oder doch lieber lassen soll, dann muß ich das extrem beleidigende Wort "Judensau" natürlich hinschreiben.

Dass man damit die PoC selbstredend von den “Weißen” unterscheidet, die sich wiederum von den o.a. in Anführungsstriche gesetzten Worten gar nicht diskriminiert fühlen können, ist eh klar.

Der springende Punkt ist der Umstand, daß mit "People of Color" nicht nur Menschen vom negroiden Typ gemeint sind, sondern auch Hawaiianer, Chinesen, Japaner, Indianer etc. pp. Heißt: Alle, die nicht sind wie wir, kommen in einen Topf, denn sie gießen Wodka in's Klavier.

https://www.youtube.com/watch?v=xy8iJUDb78k


Daraus jetzt, im Kontext meines Kommentares vom 3. Feb., quasi zu unterstellen ich würde damit die Gruppe der PoC den Weißen ggü. herabwürdigen

Wenn Sie meinen verlinkten Videoclip angeschaut haben [3], dann haben sie wahrscheinlich gemerkt, daß ich den allermeisten "Farbigen"-Sagern keinen bösen Willen unterstelle, sondern ihnen vielmehr zubiliige, sie würden lediglich die Wortwahl anderer Leute gedankenlos nachplappern.

Ciao

Theodor Rieh



[1]        Also uns Menschen im engeren und eigentlichen Sinne

[3]        Es sind eh bloß so umra 5 Minuten.

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