Mittwoch, 10. Februar 2010

Tatort: Zeitreise

Youtube ist ja manchmal eine feine Sache. Dort habe ich mir vor wenigen Tagen den Tatort "Blechschaden" heruntergeladen und gestern angeschaut. Der Film ist von 1971, der erste Tatort mit Kommissar Finke aus Kiel, Regie führte Wolfgang Petersen. Es war eine Reise in eine ferne Welt. Das Radio hinter der Wirtin ist ein Röhrenradio, garantiert mono und Lo-Fi. Kommissar Finke raucht wie ein Schlot, sei es im Wirtshaus (fast jeder raucht dort im Wirtshaus), sei es im Polizeirevier oder am Fundort der Leiche im Wald. Selbst bei der abschließenden Konfrontation der Täterin mit den vorliegenden Beweisen schmaucht Finke vergnügt sein Zigarettchen. Man telefoniert mit diesen skurrilen schwarzen Telefonen mit ausladender Gabel und Wählscheibe, nur vornehmere Leute haben ein perlgraues Telefon zuhause an der Wand. Wer von unterwegs die Gattin von der bevorstehenden Heimkehr unterrichten will, greift nicht zum Handy, er muß an einer Telefonzelle halten und geeignetes Münzgeld einwerfen. Am Tatort wuselt kein spezialisiertes Team der Spurensicherung in Plastik-Overalls herum, hier knipst der uniformierte Streifenpolizist mit Stativ und Spiegelreflexkamera die Leiche und gießt die Reifenspuren im Waldboden mit Gips aus. Entscheidende Informationen bekommt der Kommissar nicht per E-Mail oder Fax sondern als Fernschreiben. Die Polizisten der ländlichen Dienststelle tippen ihre Berichte nicht in den Computer sondern mit einer alten Schreibmaschine, bei der das "e" klemmt. Die telefonische Erpresserbotschaft klebt der Schurke (Götz George, Schimanski war noch nicht erfunden) aus Tonbandschnipseln zusammen. Und, ach ja, der Liter Super kostet 64,9 Pfennige

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