Montag, 17. Oktober 2011

Herr Nachbar, willkommen auf meinem Computer

Es kann natürlich sein, daß ich wieder mal nichts vom Wesen der Dinge verstehe und deshalb Probleme sehe, wo keine sind. Vielleicht. Aber vielleicht kann mir einer, der was von der Sache versteht, mit seiner Sachkenntnis weiterhelfen.
Die Sache, das ist der Bundestrojaner. Nein, mir geht es nicht drum, noch eine weitere Diskussion zu eröffnen über die Frage, ob die Polizei oder sonstige Behörden das Recht haben, auf elektronischem Wege in die Computer Verdächtiger einzudringen und wenn ja, wie weit sie dabei gehen dürfen.

Im Radio habe ich gehört, das Trojanerprogramm, das die bayerischen Behörden verwendet haben, sei von der hessischen Software-Firma Digitask an die Bayern verkauft worden. Das heißt, diese private Firma hat das Programm entwickelt, ob nun auf eigene Initiative oder im gezielten staatlichen Auftrag.
Und da ist das Programm nun. In Privatbesitz. Unkontrolliert, da unkontrollierbar. Der Chef der Firma hat Zugang zu diesem Programm, sein Prokurist, die beteiligten Programmierer. Natürlich, ganz selbstverständlich dürfen sie das Programm nicht mit nachhause nehmen, um es dort auf ihrem privaten Computer zu installieren. Aber, natürlich, ganz selbstverständlich, können sie dies.
Die Lebenserfahrung lehrt uns, daß Dinge, die gemacht werden können, weil sie nicht gegen die Naturgesetze verstoßen, irgendwann von irgendwem auch gemacht werden, früher oder später. Meistens früher und ab da ziemlich oft.
Von Libyen (oder war's Ägypten?) her wissen wir, daß an die frühere dortige Regierung Spionageprogramme verkauft worden sind, ich glaube, von einer deutschen Firma. Dort sind sie nun. Und - eine Firma lebt vom Verkauf ihrer Produkte - wahrscheinlich auch in Tansania, Indien, Rußland oder Österreich. Das sind die legalen Verkäufe.
Illegale Geschäfte sind möglich und, da sie möglich sind, werden sie auch getätigt, ständig, weltweit und in riesigem Umfang. Wer immer also ein gesteigertes Interesse daran hat, seinen Nachbarn oder Konkurrenten oder wie auszuspionieren kann sich, so er bereit und in der Lage ist, eine Stange Geld anzulegen, diesen Spaß gönnen.

Gehe ich recht in der Annahme, daß die paar Überwachungen Verdächtiger durch deutsche Behörden im Vergleich dazu ein Muckenschiß sind?

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