Donnerstag, 18. März 2010

Mord ist Vertrauenssache

Woher soll ich jetzt wieder wissen, ob Sie gerade dabei sind, den perfekten Mord zu planen? Falls ja - sein kann's ja - so vergessen Sie den Badewannentrick gleich wieder (1). Gleiches gilt für exotische Gifte oder komplizierte Unfallszenarien. Ballern Sie ganz einfach dem Opfer eine Kugel in die Stirn und vertrauen Sie auf den herbeigerufenen Arzt, der den Totenschein ausstellt.
Okay, okay, Sie halten mich jetzt für verrückt und verweisen darauf, daß die Aufklärungsquote bei Mord bei über 90 % liegt. Ich aber, wahrlich ich sage euch, habe in der Süddeutschen Zeitung vom 17./18.02.1996 eine Notiz über einige Mordfälle in Meran gelesen:

Neuer Mordfall in Meran
Polizei: Möglicherweise geht Serienkiller um. (2)

In diesem Artikel heißt es unter anderem: "Jüngstes Mordopfer ist ein 58jähriger Bauer, der am Mittwochabend in seinem Bauernhof am Stadtrand von Meran tot gefunden wurde. Ein Arzt ging zunächst von einem Kreislaufkollaps aus, erst zwölf Stunden später entdeckten Verwandte des Opfers bei der Identifizierung das Einschußloch in der Stirn."

Das sollte man sich genüßlich auf der Zunge zergehen lassen. Da wird ein Arzt zu einer Leiche gerufen, bescheinigt einen Kreislaufkollaps und übersieht dabei ein Loch in der Stirn. Was nichts anderes heißt, als daß der Arzt sich die Leiche, deren Todesursache er bescheinigt, überhaupt nicht angesehen hat.

Nun kommt der Einwand mit dem Einzelfall den man nicht pauschalisieren sollte (3). Dem halte ich entgegen, daß vor vielen Jahren im "SPIEGEL" ein Artikel zu lesen war, über zum Teil ganz drastisch begangene, gewaltsame Todesfälle, die allesamt zunächst von einem Arzt als natürlicher Tod attestiert wurden. Ein "Herzschlag" erwies sich als Unfug, als beim Abtransport der Leiche mehrere Kugeln aus dem Verschiedenen fielen. Der angeblich natürlich Verstorbene war von Kugeln regelrecht durchsiebt worden.

Seid also zuversichtlich, wenn ihr abdrückt.

(1) Nein, den erkläre ich jetzt nicht, noch gebe ich einen Hinweis, wo man ihn sich erklären lassen kann.
(2) Ein Verdacht, der sich später bestätigt hat.
(3) Ein Tip unter uns Pastorentöchtern: Sollten Sie jemals in einer Argumentation das Wort "pauschal" oder eine seiner Ableitungen entdecken ("man könne das nicht so pauschal verurteilen", "das seien pauschale Vorwürfe" etc. pp.), so wisset, daß dieses Wort ein zuverlässiger Marker dafür ist, daß die in Rede stehende Argumentation weder Hand noch Fuß noch sonstwas hat.

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