Sonntag, 16. Februar 2020

Von den Segnungen der Abschweifung

Als ich noch im Usenet unterwegs war, geschah es zuweilen, daß einer zornschnaubend anmahnte, die Diskussion sei inzwischen off-topic geworden, man solle sie nicht fortführen, bzw. nicht hier.
Nun weiß natürlich jeder Narr (oder sollte es doch wissen), daß anregende Gespräche zu zweit oder mehreren dazu neigen, auszufransen. Man diskutiert über Kommunikationspsychologie und - eh man sich's versieht - schwatzt man über Gott und die Welt, meinetwegen auch über's Tanztheater.
Man ist off-topic geworden, grauenvoller Gedanke.
Nun weiß natürlich auch jeder Narr (oder sollte es doch wissen), daß Gespräche zu zweit oder zu mehreren nach reichlichen und satten Abschweifungen (fast) immer zum Ursprungsthema zurückführen.
Der in seine Denkschubladen verliebte Zwangsneurotiker sagt jetzt wahrscheinlich, ha, da siehste ma, da hättste dir die Abschweifungen auch ersparen können, du landest ja doch wieder beim eigentlichen Thema und hast inzwischen waaaahnsinnig viel Zeit verloren. Nieder mit off-topic!
Der weltweise Mensch sagt dir dahinwogegen: Ja, du hast viel Zeit verloren, andererseits aber sehr viel neue Gedanken über Gott, Welt und Tanztheater gewonnen.
So wie der kleine Tiger und der kleine Bär zwar nie nach Panama gekommen sind, auf dem Weg dorthin aber eine schöne Zeit hatten.


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